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Die Ärzte + New Model Army + Drangsal | Samstag 03/09 2022 18.00 h Minden, Weserufer Kanzlers Weide
| vvk: Ausverkauft! |
1980er
Bela B und Farin Urlaub gründen nach dem Split von Soilent Grün, ihrer ersten
gemeinsamen Band, 1982 in Westberlin mit Bassist Sahnie die ärzte. Es folgen eine
Menge Bravo-Storys und ein paar Skandale und Indizierungen. 1986 wird Hagen
Liebing Live-Bassist. In Westerland auf Sylt gibt die Band ihr Abschiedskonzert. Bis
dahin hat sie 254 Konzerte gespielt.
1990er
Nach diversen Solo-Aktivitäten melden sich die ärzte 1993 mit Bassist Rodrigo
González und der Single „Schrei nach Liebe“ zurück. 1994 sind sie das letzte Mal auf
dem Titel der Jugend-Zeitschrift Bravo. 1998 wird das Band-eigene Label Hot Action
Records gegründet und mit bademeister.com die eigene Homepage begründet. Die
Single „Ein Schwein namens Männer“ wird prompt ihre erste Nummer-1-Single. Sie
veröffentlichen vier Studio-Alben und geben 311 Konzerte – darunter einige als
Vorband von Kiss. 2000er
Anfang 2001 sorgt das Proberaum-Wunschkonzert „Üben Unsichtbarer!“ für einen
neuen Standard an Internet-Aktionismus. Im gleichen Jahr gehen die ärzte mit ihrer
ersten offiziellen Biografie „Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf“
auf Lesetour. Im Sommer 2002 verfolgen auf dem Kreuzberger Mariannenplatz
35.000 Menschen „15 Jahre Netto“, im Herbst erscheint mit „Rock’n’Roll
Realschule“ der Mitschnitt eines „MTV Unplugged“-Konzerts in der Aula eines
Hamburger Gymnasiums. Außerdem spielt die Band weitere 245 Konzerte, darunter
einige Clubshows in Japan und Südamerika und kultiviert das Spielen von
„geheimen“ Clubshows unter Namen wie Die Zu Späten oder Nackt unter
Kannibalen.
2010er
2011 sorgen Konzerte für nur jeweils Frauen oder Männer an zwei
aufeinanderfolgenden Tagen für strikte Fan-Geschlechtertrennung. 2012 setzt die
Berliner Fashion-Week mit Orange und Rot die Farbtrends für 2013. Nach dem Album
„auch“ und weiteren 85 Konzerten, darunter 11 „Ärztivals“ machen die ärzte Pause,
widmen sich ihren Soloprojekten, erlauben eine weitere Biographie (Das Buch Ä) und
melden sich – von einem einzelnen Kurzauftritt auf dem Antinazifestival Rockt den
Förster in Jamel abgesehen – erst 2019 mit einer Europa-Clubtour, Headliner-Shows
bei Rock am Ring/Rock im Park sowie der Downloadsingle „Drei Mann – Zwei Songs“
wieder zurück.
2020er
Die die ärzte nehmen, von den Umständen gebeutelt, nur auf ihren Mobiltelefonen
spontan „Ein Lied für Jetzt“ auf und verteilen es unter den Leuten. Und dann?
Etliche Konzerte sind geplant. Im Sommer 2020 erscheint mit MORGENS PAUKEN
die erste Vorab-Single aus HELL. Es ist das ungefähr 24. Album. die ärzte sind Bela
B, Farin Urlaub, Rodrigo González.
Es gibt ein neues Album von Drangsal. Es heißt »Exit Strategy« und es handelt von Liebe
und Schönheit, von Zweifel und Unzufriedenheit und von Identität. Wer bin ich? Wer war ich
und wer will ich sein? Das sind die Fragen. Die Antwort: Eine »Exit Strategy«, ein Ausweg
aus dem Stillstand.
In seiner Musik hat Drangsal die »Exit Strategy« schon gefunden: Hier ist alles möglich. Man
hört einem Künstler zu, der wirklich keine Grenzen mehr kennt. Zu Beginn wird das Gehör
mit vertrauten Geräuschen, mit klingelnden Postpunk-Gitarren umpuschelt. Der Schein ist
von kurzer Dauer: Prompt folgen schnappatmende Streicher und Tomtoms im tockernden
Fünf-Viertel-Takt. Zeit zum Atmen bleibt keine, das Titelstück bricht unverhofft herein,
verbindet hysterisch gellende Eurodance-Synthie-Fanfaren mit Stadionchören, kratzt dabei
mal eben an den 200 Beats per Minute. Presto nennt man das — sehr schnell. Es pressiert,
keine Drangsal ohne Drang, der Krach im Kopf wird einfach mit noch mehr Krach übertönt.
»Exit Strategy« ist das Dokument eines gereiften Künstlers. Drangsal hat noch nie so frei
musiziert und so wandlungsreich gesungen wie hier, und er hat auch noch nie so
wagemutig und schillernd getextet: von der Gegenwart zurück in die deutsche Romantik
und wieder voran bis zum restringierten Code der Generation Z. »Exit Strategy« ist reich an
Facetten, aber — das ist das Tolle daran — es ist dabei nicht beliebig: Alles passt
aneinander, jede noch so abseitig scheinende musikalische oder lyrische Volte fügt sich
bruchlos in ein großes Bild.
Drangsal hat Musik und Text selbst geschrieben, bedient auch die meisten Instrumente.
Einzelne Refrains komponierte er gemeinsam mit Live-Gitarrist Oliver Heinrich, für einige
Zeilen holte er Rat bei Podcast-Partner Casper oder Dirk von Lowtzow ein, in den Chören
sind unter anderem Ilgen-Nur und Mia Morgan zu hören, die wiederkehrenden Violinen Sam
Vance-Law zuzuschreiben. Bei einem Studiobesuch steuerte Max Rieger dem Opener
ausuferndes Gitarren-Feedback bei. Als Produzent hat zum ersten Mal Patrik Majer (Wir
Sind Helden, Rosenstolz, Lemonbabies) gewirkt. Mit ihm ist es Drangsal gelungen, seine
Kunst dorthin zu führen, wohin sie von Anfang wollte. Er erschafft nun eine Musik, die außer
ihm keiner erschafft; eine Musik, die keine stilistischen Grenzen und auch keine
Geschmacks- und Schamgrenzen kennt. Das letzte Stück auf dem Album, »Karussell«, ist
eine irre Abfolge country-esquer Pedal-Steel-Gitarren mit melodramatischem Gesang,
besoffenem Jahrmarktsgedengel und schließlich Lautsprecher-sprengenden Bumsbeats.
»Exit Strategy« ist die logische Konsequenz aus dem bisherigen Drangsal’schen Schaffen.
Es ist noch reicher, noch wagemutiger, noch grenzenloser in seiner Verwendung von allen
nur denkbaren musikalischen Mitteln: Aus dem Dorfjungen, der aus »Harieschaim« in die
große weite Welt zog, ist ein Künstler geworden, der aus den unterschiedlichsten
musikalischen und lyrischen Traditionen ein ebenso mannigfaltiges wie in sich
geschlossenes Werk zu erschaffen versteht
Die 1980 in Bradford gegründeten Anfänge von New Model Army waren von Northern Soul, Punk Rock und der aufrührerischen Atmosphäre der Zeit inspiriert. Seitdem haben sie eine lange, kreative und ereignisreiche Reise hinter sich. Sie hatten massiven Einfluss auf “Post-Punk”, “Folk-Rock”, “Polit-Rock”, “Goth”, “Metal” und alle Arten von musikalischen Subkulturen, aber sie weigerten sich standhaft, einem Club oder Stil anzugehören.
Ohne ein bestimmtes “Genre” -Publikum und noch keinen massiven weltweiten Hit, verkaufen New Model Army immer noch Alben in Millionenhöhe, ziehen einige der größten Produzenten der Welt an (Glyn Johns, Tom Dowd, Andy Wallace, Bob Clearmountain, Joe Barresi) und haben eine fast religiöse Hingabe unter ihren Fans aufgebaut.
Schon früh begriffen sie, dass das Internet die Musikindustrie revolutionieren wird und beschlossen Mitte der 1990er Jahre ab sofort alle Aspekte ihrer Produktionen unabhängig und selbst zu kontrollieren. Daher waren sie perfekt aufgestellt, um den Veränderungen in der Industrie stand zuhalten, und haben die meisten ihrer Altersgenossen überdauert. Es gibt nur wenige Bands in der Position von NMA, die in der Lage sind, aufzunehmen und zu veröffentlichen, was sie wollen, wann sie möchten und dabei eine weltweite Anhängerschaft zu bewahren, ohne dabei einen einzigen künstlerischen oder kommerziellen Kompromiss eingehen zu müssen.
In den letzten Jahren hat sich auch das kritische und kommerzielle Vermögen der Band wieder erholt. Die Alben “Between Dog and Wolf” und “Between Wine and Blood” (2013/14) und „Winter“ (2016) haben die Band in die Mainstream-Charts zurückversetzt und ihr Konzertpublikum erneut gesteigert. 2019 wird das brandneue Album „From Here“ erscheinen, welches auf der kleinen norwegischen Insel Giske vor dem Hintergrund von Meer, Bergen und den aktuellen Weltereignissen aufgenommen wurde.
Ursprünglich zu Dritt, besteht die fünfköpfige Band aktuell aus Justin Sullivan (Hauptgesang und Gitarre), Michael Dean (Schlagzeug), Dean White (Keyboard und Gitarre), Marshall Gill (Gitarre) und Ceri Monger (Bass).
Dies ist eine bemerkenswerte Band - so hungrig und fokussiert wie immer, mit einem ständig neuen Publikum und unersättlichem kreativem Ehrgeiz.
© earMusic
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