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Casper ist Zurück Zuhause

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Samstag   12/12 2015   18.30h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: ausverkauft



Casper ist Zurück Zuhause

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Casper kommt auch diesen Winter "nach Hause". Mit anderen Bands und seinen Fans wird er ein vorweihnachtliches und familiäres "Castival" feiern


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Haftbefehl, "Russisch Roulette", 2014

"Ich war kein kaltblütiger Auftragsmörder oder ein brutaler Erpresser", sagt Haftbefehl. "Aber ich war da draußen, habe Koks an den Eiern gebunkert und mich geschlagen wie ein Straßenjunge. Und genau darüber rappe ich - dieses Album bin ich." In der Tat hat Haftbefehl in seinen Tracks noch nie die vermeintlich glorreichen Geschichten aus den überzeichneten Gangsterfilmen Hollywoods nachgespielt. Vielmehr hat Aykut Anhan sich auf den Straßen von Offenbach und Frankfurt durchgekämpft. Er hat alles erlebt, alles gesehen und gemacht. 28 Jahre lang.

Und genau davon erzählt er auf den 14 Tracks vom neuen, vierten Album "Russisch Roulette". Haftbefehl lässt sein turbulentes Leben zwischen dem Dasein als stadtbekannter Drogendealer und angehender Rapstar Revue passieren. Im einen Moment spricht er all den Pseudogangsterrapper im Vorbeigehen mal eben ihre Existenzberechtigung ab ohne sie eines Blickes zu würdigen, nur um im nächsten schon mit Gold behangen in der Ledergarnitur seines tiefergelegten Jaguars zu versinken und sich von Offenbach bis Dubai selbst zu feiern.

"Wir haben für das Album einen komplett neuen Sound entwickelt", erklärt Haftbefehl, der in Bazzazian einen Produzenten gefunden hat, der "Russisch Roulette" mit seinem Soundbild einen ganz eigenen Anstrich verpasst hat. Die größenwahnsinnigen und harten Beats erinnern durch die Bank an Updates auf Haftbefehls letztjährige Hymne "Chabos wissen wer der Babo ist" und stellen in ihrer brachialen Machart die dünnen Plastik-Produktionen anderer Straßenrap-Alben easy in den Schatten.

Mit der Energie einer wildgewordenen Affenhorde prescht Haftbefehl durch die Beats aus drückenden Bässen, rasselnden Hi-Hats und trommelfellzerfetzenden Drums und macht sich jeden Takt zu eigen: Er erfindet neue Wörter und biegt sich die deutsche, ach, jede andere erdenkliche Sprache samt diverser Dialekte zurecht, dehnt die Silben solange bis alles in sein unnachahmliches Flow-Schema passt und verflechtet seine Rachenkratzer-Raps mit Beobachtungen und Vergleichen, deren ungeheurer Detailreichtum einen mal Schmunzeln und dann wieder Schlucken lassen. Man befindet man sich ganz im Bann dieses selbstironischen Schelms, der mit seinem Charme jeden um den Finger wickelt, aus seinem Leben erzählt wie ihm der Mund gewachsen ist und dabei kein noch so pikantes Detail auslässt.

So rücksichtslos, wahnsinnig und impulsiv, so bedrohlich und unberechenbar wie auf "Russisch Roulette" hat man Haftbefehl noch nicht gehört. Während er 2010 mit "Azzlack Stereotyp" den Grundstein für seine Karriere legte, "Kanackiş" seinen Status 2012 eindrucksvoll manifestierte und ihn das Doppelalbum "Blockplatin" im letzten Jahr endgültig auf die vorderen Ränge der Deutschrap-Garde beförderte, ist "Russisch Roulette" ein musikalischer Mittelfinger, der Haftbefehls Status als glaubwürdigster und spannendster Charakter im deutschen Straßenrap nicht nur unterstreicht, sondern dabei auch keine weiteren Fragen offenlässt und alle Nachahmer eindrucksvoll in ihre Schranken weißt.

Dabei trägt das Album "Russisch Roulette" den Namen des mitunter tödlichen Glücksspiels nicht ohne Grund. Es ist ein kompromissloses Album, tiefgründig und durchgeknallt – aber auch gefährlich. Zwischen Hochs und Tiefs, zwischen Glück und Pech, zwischen Leben und Tod. So wie Haftbefehls Leben. Die Jahre, Tage und Augenblicke haben sich gedreht wie ein Karussell, ja, vielmehr noch wie die Trommel mit der einen Kugel im Revolver. Aufhören? Drehen, abdrücken. Weitermachen? Drehen, abdrücken. Weitermachen.


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Was hätten wir wohl vor 15 Jahren geantwortet, hätte man uns damals danach gefragt, wie es in 15 Jahren mit der Band aussähe? „Keine Ahnung!“ – Wir brannten damals so dermaßen für die "Sache", dass wir nur bis zur nächsten Probe, zum nächsten Konzert, zur nächsten Tour planten und keinen Gedanken an die Zukunft verschwendeten – geschweige denn, was in 15 Jahren passieren würde.

Alles wurde der Band untergeordnet; Jobs nur gemacht, um über die Runden zu kommen. Denn man konnte - und wollte - nicht anders. Wir hatten nie die Absicht, das in irgendeiner Form ‚berufsmäßig’ zu machen. Es war absurd, in der DIY Punkrock Subkultur, in der wir uns bewegten, mehr Geld einzunehmen als man für die Busmiete, den Sprit, die Plakate, etc. bezahlen musste. Und wenn doch mal etwas übrig blieb, wurde dies in Tapes, Platten, Buttons, Aufkleber und Shirts investiert. Man hielt alles am laufen und war damit glücklich.

Dass die Band über die Jahre hinweg, zusätzlich auch noch für die Miete und den vollen Kühlschrank aufkam, und dann doch irgendwie zum "Beruf" wurde, war nie geplant - und ist wohl bis heute, der großartigste Nebeneffekt, der uns passieren konnte.

Turbostaat waren, sind und werden immer sein: Tobi, Marten, Jan, Roli & Peter.

 
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