|
Jan Delay & Disko No.1 + Moop Mama | Samstag 14/03 2015 20.00 h Bielefeld, Seidensticker Halle
| vvk: 36,45 € abk: 38,00 € |
„Sich wiederholen ist Dieter Bohlen.“ Für Bonmots dieser Art ist Jan Delay seit
Anbeginn seiner Karriere bekannt. Und die Ansage, 2009 ausgesprochen in einem
Interview mit dem Intro Magazin, ist Programm: Als der HipHop-Boom seine Kinder
fraß und Jan Delay als einer der wenigen heil aus der Sache rauskam, mischte er sich
im Terroristen-Look in den Kölner Karneval und skandierte zu traditionellen Reggae-
Tunes: „Ich möchte nicht, dass ihr meine Lieder singt“. Als man ihn allerorts für seine
kredible Beginner-Vergangenheit und seine bodenständige Authentizität feierte,
erfand er den „Mercedes-Dance“, versammelte die Live-Macht Disko No. 1 um sich,
und war fortan der Turnschuh tragende „soul funk brother“ im Anzug powered by
Herr von Eden. Nachdem Jan Delay „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ nachlegte, das
ebenfalls dem Funk und dem Soul huldigte, drehte er dann völlig überraschend die
Verstärker auf „11“ und stellte sich als Rocker in Lederjacke nackt in den Wind – was
an dieser Stelle mal metaphorisch gemeint ist. Denn „Hammer & Michel“,
angekündigt durch die Vorab-Single „Wacken“ spaltete die Gemüter, brachte ihm Lob
und Respekt und Spott und Häme, kurz: das Album funktionierte genauso, wie er sich
das gewünscht hatte. Für die Hater-Fraktion hatte er dann auch gleich im
Rockstomper „Nicht eingeladen“ die passende Botschaft: „Denn du, du bist nicht
eingeladen, du darfst noch nicht mal einen Flyer haben.“ Es gibt in der deutschen Poplandschaft nur wenige Musiker, die eine ähnliche
überraschungsreiche Karriere vorweisen können wie Jan Delay. Dass er immer wieder
damit durchkommt, liegt aber nicht nur an seiner treffsicheren Reimkunst und seinen
feinen Sinn für knackige Slogans, und auch nicht am Trademark seiner einzigartigen
Gesangsstimme, sondern vor allem an einer hart erspielten Tatsache: Es gibt
hierzulande schlichtweg keine bessere Live-Band als Disko No. 1 und ihre stylische
Frontsau Jan Delay. Wer diesen großen Worten nicht glauben mag, der gehe gefälligst
zu einer der ab August erneut bundesweit anstehenden Konzerte. Oder er schaue
sich noch mal Jan Delays Abriss beim diesjährigen Rock am Ring an. Da zeigte sich die
um einen Gitarristen verstärkte Band in schwarzen Anzügen mit Leoparden-Muster
und rauschte durch ein rund 90minütiges Set, das für jeden etwas im Sakko hatte:
Rockabilly- und Classic Rock-inspirierte Nummern, Funk-Bretter, Soul-Samt, Groove-
Monster, Reggae-Schunkler und für die Nostalgie-Freunde ein paar Klassiker aus
Beginner-Zeiten, gegen die der HipHop von heute noch immer abstinkt. Es bleibt also,
in seinen Worten „die gleiche, glorreiche, Euphorie spendende und schweißtreibende
Disko-No.-1-Show. Aber jetzt mit zwei Gitarren. Es wird der gewohnte Knaller, wie eh
und je. Nur jetzt mit noch mehr Rave durch diese neuen Bretter.“ Nuff said.
Keine fertigen Beats, keine Samples, keine elektrischen Instrumente!
Moop Mama – alle die den Namen nicht kennen, wir sind eine marching Band, heißt
es in einem der Songs auf ihrem sensationellen Debütalbum „Deine Mutter“. Und
wirklich: 10 Leute, 7 Bläser, 2 Schlagzeuger und ein Sänger sind auf dem Weg mit ihrer
absolut neuartigen Mischung aus Brass, HipHop und deutschem Rap alles über den
Haufen zu laufen, was eben noch da stand und „Das gibt‘s doch gar nicht“ gemurmelt
hat. Sich der Energie dieser Band zu entziehen ist eine unlösbare Aufgabe, der selbst
die einzementiertesten Vollpfosten der Rockpolizei nicht gewachsen sind. Die Texte
sind von einer Güte und Vielschichtigkeit, dass sich sowohl der Deutschlehrer als auch
der ebenso schweissnasse Punker beim Zuhören in den Armen liegen können. Die
Gratwanderung zwischen engagierten Polittexten und verspulten Zwischenmenschlichkeiten
gelingt Keno, dem Sänger bzw. Rapper ohne dass er auf die Sonderangebote
aus dem SBRevolutionregal zurückgreiffen muss oder in uninteressante Ich-Tiraden
abfällt. Großes Kino, voller Abenteuer und Liebe!
„Mit ihrem modernen Brass-Band-Konzept dürften Moop Mama, zumindest in Europa,
derzeit konkurrenzlos sein“ (FAZ, 04.November 2011)
„Moop Mama das ist die Verbindung von Straßenmusik-Philosophie, Brass Band und
dem funkigen Protest-Hardcore-Hip-Hop wie ihn die Amerikaner von Rage against
the
Machine etablierten Münchens derzeit fetteste Bläsersätze und krasseste Rhymes“ (Süddeutsche Zeitung, 12.02.2010)
|