demnächst

Thees Uhlmann & Band

+ Martin and James


Donnerstag   31/10 2013   20.00 h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: 24,70 €
abk: 26,00 €



Thees Uhlmann & Band

www.thees-uhlmann.de
www.ghvc.de

Thees Uhlmann und die Fahrt quer durchs Herzland

New Jersey.

Nebraska.

Niedersachsen.

Drei Landstriche, die viel gemeinsam haben: Viel Platz. Viel Zeit. Viel Verheißung auf ein größeres, wilderes und vielleicht auch besseres Leben, das hinter dem Horizont wartet. Hier kann man seine Stimme trainieren, mit der man sich Gehör verschafft. Und hier kann man unbeeindruckt von Trends und Szene-Spielregeln seinen Weg finden.

Es ist sicher kein Zufall, dass viele bedeutende Rockmusiker fern der Metropolen lebten, als sie sich und ihren Sound fanden. Kleiner Ort und großes Herz .

Ende der Siebziger wurde dafür der Begriff Heartland Rock geprägt. Das hatte zunächst einen geografischen Bezug: Heartland bezeichnet die küstenfernen, kleinstädtisch geprägten Gegenden in der Mitte der USA. Doch es schwang noch viel mehr mit: Eine gewisse Hemdsärmeligkeit. Ein soziales Bewusstsein in Text und Tat. Und nicht zuletzt eine musikalische Offenheit, die Rock mit Blues und Soul verband, sich bei Country und Americana bediente. Einerseits sehr karg und introspektiv, anderseits gerne auch mal das volle Programm mit Pauke und Trompete, Sax und Orgel. Heartland ist ein geografischer Ort, ein emotionaler und auch ein künstlerischer. Bruce Springsteens Heartland ist New Jersey, das von Conor Oberst Nebraska. Und Thees Uhlmanns Herzland heißt Niedersachsen:

Hier komm ich her, hier bin ich geboren.

Natürlich ist es legitim, Thees Uhlmann aus Hemmoor in eine Reihe mit dem Boss aus Freehold und dem Wunderkind aus Omaha zu stellen. Er macht es ja auch selbst. Etwa bei Die Toten auf dem Rücksitz, das inhaltlich an Bright Eyes. Classic Cars ankoppelt. Oder bei Römer am Ende Roms, wo Thees seine U Street Band antreibt, bis die Paare im Dunkeln tanzen. Und genau wie bei Oberst und Springsteen führte auch Uhlmanns Weg zunächst einmal direkt auf die Straße und nur raus, raus, raus. Aber irgendwann eben auch wieder zurück. Egal, ob es Liebe oder Hass ist, das einen mit der Heimat verbindet, ob man sie verdammt oder verklärt, ob man angezogen oder abgestoßen wird:

Du kriegst die Leute aus dem Dorf, das Dorf nicht aus den Leuten.

Das, was da nicht rauszukriegen ist, und in Lat. 53.7 Lon 9.11667, dem Lied, das gleichzeitig Lob-und Abgesang auf seine Heimat ist, so treffend besungen wird, ist die Erkenntnis, die einen ereilt, wenn man älter und . jawoll! -weiser wird: Es war nicht alles gut. Aber eben auch nicht alles schlecht. Es war, wie es war. Und es war wichtig, um der zu werden, der man ist. Womit man bei einem der großen Themen dieser Platte ist. Es gab Thees Uhlmann schon vor Tomte, und es wird ihn auch danach geben. Und doch ist es leise Ironie, dass er sich ausgerechnet jetzt, wo nur noch sein Name auf der Platte steht, einen Schritt weit vom Eins-zu-Eins-Prinzip entfernt. Zwar wird auch hier nicht immer ganz klar, wo der Künstler Uhlmann anfängt und wo die Person Uhlmann aufhört.

Aber es ist deutlich, dass er mehr Wert aufs Storytelling, auf erzählte Geschichten legt. Die können, aber müssen nicht zwangsläufig von ihm erlebt sein. Es reicht ja schon, wenn er sie singt. Und so nimmt er einen mit auf eine Reise von Paris im Herbst bis zu Rom in Trümmern, von Günter Grass zu Jay-Z, vom frühen Morgen, an dem man schon aufsteht, bis zum frühen Morgen, an dem man immer noch nicht schlafen geht. In Uhlmanns Herzland ist Platz für nackte Priester und aufgemotzte Autos, für "Carpe Diem"Tattoos und für gerissene Gitarrensaiten, für Kirchen, an denen man Schwüre ablegt, und für Tierschatten, die man mit den Händen wirft. Bei Und Jay-Z singt uns ein Lied zitiert er gleichzeitig die Byrds und die Bibel und zaubert mit dem Bielefelder Rap-Monolith Casper einen Überraschungsgast aus dem pechschwarzen Zylinder, der der Nummer noch eine Extraportion Tiefe, Schärfe und Tiefenschärfe verleiht.

Thees Uhlmann 2011 hat viele Gesichter, so viel steht fest. Er probt die Jesuspose und lässt sich in 17 Worte die "Söhne der Huren und Nutten, die Fiebrigen und die Kaputten" bringen, nur um in Römer am Ende Roms das Heuchler-Credo zu zitieren, auf dem 70 Prozent aller Pädagogik basiert: "Tu, was ich sage und tu nicht, was ich tue". Und dann ist da noch der Eröffnungssong Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf, der Primus inter Pares, der mit imposanten Bildern unmissverständlich klarmacht, wo Uhlmann mit dieser Platte hin will: Er stellt die großen Fragen nach dem Woher und Wohin, und er erzählt die kleinen Geschichten über die gerissene Gitarrensaite und das Littbarski-Poster über dem Bett. Von der Selbstentblößung bis zur Selbsterkenntnis ist es oft nur eine Zeile. Das Leben ist hart, aber das nehm ich in Kauf, singt Uhlmann, und später heißt es noch: Wenn es eine Lektion gibt, dann hab ich sie gelernt. Auch hier offenbart sich eine Haltung der Demut, die man so zentral bislang nicht in Uhlmanns Schaffen kannte und die auf dem Album immer wieder hervorblitzt wie ein schlecht vergrabener Spiegel.

Und nicht nur textlich, auch musikalisch verschieben sich die Hebel, mit denen Uhlmann seine Songs anpackt. Der Rock ist weniger indie und gibt sich stattdessen breiter und opulenter. Es muss nicht immer die Gitarre sein, die den Weg vorgibt. Warum nicht mal ein Klavier? Oder ein Beat? Oder der Bass? Oder eine Mundharmonika? Oder ein Akkordeon? Oder ein paar Bläser? Oder alles zusammen? Insgesamt mehr US-als Britrock, mehr Tamtam als Tomte, schöpfen Uhlmann und sein Produzent Tobias Kuhn aus dem Vollen und klopfen an die Wall Of Sound, bis es staubt, kracht und wackelt wie am Ende von 17 Worte. Doch obwohl viele der Wurzeln und Inspirationen dreißig und mehr Jahre alt sind, tappt hier keiner in die Retrofalle. Wer den Musikfan Thees Uhlmann kennt, weiß, dass dessen musikalische Sozialisation auch mit 37 noch nicht abgeschlossen ist, dass er immer wieder neue Musik entdeckt und verarbeitet. Von daher passt diese Platte perfekt ins Jahr 2011.

Es ist ein besonderer Balanceakt, den Uhlmann hier wagt und steht. Denn einerseits sind die Unterschiede zu Tomte groß genug, um der Platte ihre ästhetische Berechtigung zu verleihen. Andererseits sind sie nicht so riesig, dass Tomte-Fans schwer verstört würden. So weit aus seiner Haut fahren kann Uhlmann dann auch wieder nicht. Das lyrische Ich auf der Platte mäandert zwar wie die Elbe vor ihrer Begradigung. Aber die Mittel, die der Geschichtenerzähler Uhlmann einsetzt, sind nicht so verschieden. Wie auch bei Tomte ist er ein Mann der Superlative. Wenn er zum Himmel blickt, ist da das tiefste Blaue. Wenn er schwört, dann für den Rest des Lebens und keinen Tag weniger. Und wenn er eine Stadt besingt, dann ist Paris im Herbst natürlich das Schönste auf der Welt -zumindest vier Minuten und sechs Sekunden lang. Bis zum nächsten Lied, bis zum nächsten Superlativ.

Den lauen und gefilterten Uhlmann gibt es auch hier nicht. Und darüber muss man sich freuen. Auf Uhlmanns Gefühlsklaviatur ist kein Platz für Zwischentöne. Das braucht er nicht, dafür ist kein Platz bei ihm. Ein Song hat nun einmal ein bestimmtes Format, und wer zu sehr differenziert, verwässert am Ende die Aussage. Dieser emotionale Absolutismus ist einzigartig, so offen und so unverstellt singt niemand in Deutschland. Und schon gar nicht auf seiner sechsten Platte.

Es stimmt: Wenn man die Pathos-Flanke so weit öffnet, macht man sich angreifbar. Aber wer sich nicht aus dem Fenster lehnt, weiß eben auch nicht, wie es draußen aussieht, wie er riecht, der Sommer in der Stadt, wie sie aussehen, die Menschen. Und außerdem ist sich Uhlmann seiner Attitüde durchaus bewusst. Er weiß nicht nur, dass er immer der erste ist, der "Für immer!" schreit. Er singt auch darüber. "Alles, Alles, Alles ist gut, wenn du neben mir sitzt", heißt es bei Die Toten auf dem Rücksitz, und das mit einer Dringlichkeit, die einen jedes Mal aufs Neue umwirft. Dieses "Alles" ist einer von vielen Schlüsselmomenten einer Platte, die alles liefert, was Thees Uhlmann auf seiner Reise quer durch sein Herzland zu bieten hat. Alles, und noch ein bisschen mehr.


Support: Martin and James

www.martinandjames.com
 

MARTIN & JAMES – “LIFE’S A SHOW”

“The road is long, with many a winding path…”

Es ist die Situation von der die meisten Musiker träumen. Nach jahrelanger Schufterei kommt der Anruf: ein Major-Label will dich unter Vertrag nehmen und einzig ein überzeugender Live-Auftritt steht zwischen dir und dem ersehnten Plattenvertrag. Doch dann beginnt der Albtraum – einer, der einzig Musikern vertraut sein dürfte: nur drei Stunden vor Konzertbeginn ein weiterer Anruf, diesmal vom Schlagzeuger der Band, er habe dem Bassisten gerade im Streit beim Zuschlagen einer Tür die Hand gebrochen. Für Martin Kelly und James O’Neill hätte dies das Ende von allem bedeuten können, doch wie man so schön sagt: „the show must go on“. Und so steigen die beiden, angeheizt durch die Stunden, die sie in der Zwischenzeit in einem nahegelegenen Pub verbracht haben, auf die Bühne und fangen an, ihre Songs zu schmettern. Die Intensität ihres Auftritts kompensiert das Fehlen der übrigen Bandmitglieder, dafür werden sie mit dem größten Beifall ihrer Karriere belohnt. Das Publikum ist begeistert. Die Plattenfirma ist begeistert. Und dennoch kommt der Vertrag nie zustande.

Mal ehrlich, die meisten Menschen hätten irgendwann aufgeben. Den meisten Musikern würde es an Geduld, Durchhaltevermögen oder schlicht an Inspiration fehlen, um sich weiter abzurackern bis sich all die harte Arbeit bezahlt macht. Doch nicht Martin and James. Nach dieser niederschmetternden Erfahrung machten sie einfach weiter. Sie haben gesungen, geschrieben und aufgenommen bis ihr unerschütterlicher Glaube an sich selbst endlich belohnt wurde. Karma is a bitch – mag ja sein, doch selbst das Karma lässt sich manchmal erweichen, auch wenn es dazu viel, viel Zeit braucht.

Martin and James’ lange Reise führte sie von den matschigen Fußballplätzen ihrer Jugend in der kleinen, einst stolzen Industriestadt Coatbridge im Osten Glasgows, Schottland, auf die Bühnen der größten Fußballstadien und Arenen ihrer neuen Wahlheimat Deutschland. Doch ist ihre Geschichte keine dieser Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Fabeln, die Hollywood uns so gerne verkaufen will. Und überhaupt, Martin and James sind viel zu bescheiden, um ihre Arbeit damit als vollendet zu betrachten. Schließlich waren diese Bühnen nicht ganz die eigenen: das Duo wurde einfach von einigen weltbekannten Bands als Opening Act gebucht. Doch schließlich brachte ihnen ihre Beharrlichkeit nach der Unglücksnacht den lang ersehnten Major-Label-Vertrag, eine stetig wachsende Fangemeinde sowie Möglichkeiten, die sie sich lange erhofft hatten, aber auch jetzt keinesfalls als selbstverständlich betrachten. Und letztendlich sind wir die Belohnten: Life’s A Show, ihr zweites Album und bisher bestes Werk, ist eine Platte voll von klassischem Songwriting, zeitlosen Harmonien und unvergesslichen Melodien.

Martin and James kennen sich fast so lange wie sie denken können. „Die meisten Ehen halten nicht so lange“, witzelt James, zurückblickend auf den schleichenden Aufstieg, der auf dem gemeinsamen Schulhof begann. Wie bei so vielen Teenagern war es zuerst die geteilte Vorliebe für Fußball und billigen Alkohol, die das Duo verband. Doch bald war es vorbei mit Cider trinken hinter den Fahrradunterständen und sie gingen über zum gemeinsamen Musikmachen. Jetzt wurde der Schnaps vom ortsansässigen Dial-A-Drink Lieferservice gebracht. Die Chemie zwischen den beiden wurde schon früh deutlich. James’ Vater, der zuhause ein kleines Roland 8-Spur Aufnahmegerät besaß, förderte und ermutigte ihre Experimente. Als Mitglied bei The Silencers, Zeitgenossen gefeierter schottischer Achtzigerjahre Bands wie den Simple Minds, Del Amitri und Big Country, sorgte er dafür, dass der Traum Musiker zu werden weniger weithergeholt war als es scheinen würde. Die Entscheidung, Musikkarriere zu machen, traf James dann auch bereits im Alter von elf Jahren.

Martin dagegen brauchte etwas länger, um diese Möglichkeit für sich in Betracht zu ziehen. Sein Vater war Buchhalter, wenn auch einer mit einer beneidenswerten Plattensammlung. Doch letztendlich entsprang Martins Inspiration derselben Quelle: nachdem sein Sohn bereits bei den Silencers mitspielen durfte, bat James’ Vater Martin, wegen eines gebrochenen Handgelenks für ihn einzuspringen. So kam es, dass beide im Alter von ungefähr zwanzig Jahren durch einige der schönsten Städte Frankreichs tourten. „Wenn du einmal auf den Geschmack gekommen bist,“ lacht Martin, „dann denkst du nur noch, ich will weitermachen. Es macht süchtig!“

Jahrelang feilten die beiden an ihrer Kunst, ihre Lehrzeit leisteten sie bei den Silencers ab, während sie ihre eigenen Stücke in Bands mit variierenden Besetzungen erprobten. Sie arbeiteten in Bars und Cafès, als Kuriere und Büroaushilfen. Die Musik stand jedoch immer im Mittelpunkt, und trotz vieler Rückschläge verloren sie ihr Ziel nie aus den Augen. „Was uns weiterhin hat gemeinsam Songs schreiben lassen, war das Vertrauen in unsere kreative Beziehung,“ erklärt James. „Viele Bands bleiben nicht so lange zusammen, weil irgendwann die Hoffnung stirbt. Wir haben immer das Licht am Ende des Tunnels gesehen.“

„Wir haben diese unglaublich starke Chemie als zweistimmiges Duo entwickelt,“ stimmt Martin zu. „Ich denke, uns war beiden klar, wie selten so etwas vorkommt. Also war es schwieriger, das einfach aufzugeben. Wir schätzen dies noch immer als unsere größte Stärke ein. Wir können tatsächlich Songs gemeinsam schreiben und zusammen singen, und sogar auch noch zusammen wohnen!“

Gegen Ende der 2000er Jahre, einige Zeit nach ihrem verunglückten ersten Vertragsangebot, erhielten sie einen weiteren unerwarteten Anruf. Diesmal von einer deutschen Managementfirma, welche ihre Songs online entdeckt hatte. Beeindruckt von dem, was sie da gefunden hatten, lud das Team das Duo während des Besuchs in Glasgow nach Berlin ein und brachte sie für einen Sommer in der deutschen Hauptstadt unter. Mit dem Wissen, dass nur wenige Bands eine zweite Chance erhalten, gaben sie ihre Jobs auf. Dieses Vertrauen machte sich bezahlt: Universal Records bot ihnen einen Vertrag an, und dieses Mal unterschrieben Martin and James ihn auch tatsächlich.

Umgesiedelt nach Deutschland spielten sie nun in der Art Cafès und Bars, in denen sie früher in Glasgow von Zeit zu Zeit gearbeitet hatten. Ihre Miete zahlten sie von den wachsenden Summen, die sie nach ihren Konzerten in einem herumgereichten Hut einsammelten. Mit Hilfe der aufkommenden sozialen Netzwerke, wuchs auch ihre Popularität schnell, und die Zuhörer begannen, in hunderten zu ihren Konzerten zu kommen. Das Publikum hier war zudem viel anerkennender als das, vor dem sie zuhause aufgetreten waren. „Es war beeindruckend. Wir haben wirklich die treuesten Fans,“ grinst Martin, bevor er von James unterbrochen wird. „Bei einer Gelegenheit erwähnten wir, dass wir gerne Whisky trinken, und beim nächsten Konzert bekamen wir drei Flaschen Single Malt geschenkt.“

Die Veröffentlichung ihrer EPs in 2009 (Bad Dream) und 2010 (Wrong Directions) trieb ihren Aufstieg weiter voran. Zur gleichen Zeit fanden Kollaborationen mit Fran Healy (Travis) und Iain Archer (Snow Patrol, The Reindeer Section) ihren Weg auf das nach ihnen selbst benannte Debutalbum. Darauffolgend tourte das Duo durch ausverkaufte Hallen auf dem europäischen Festland, eröffnete riesige Shows für Musiker wie Stereophonics, Bryan Adams, Paul Weller, Jake Bugg, Razorlight oder James Morrison und genoss die zusätzliche Aufmerksamkeit, die sie durch die Beisteuerung ihrer Musik zum erfolgreichen deutschen Film What A Man erhielten. Rastlos und ehrgeizig wie die beiden nun mal sind, ruhten sie sich jedoch nicht auf ihren Lorbeeren aus. „Damals in Glasgow dachte ich oft, ich will unbedingt auf Tour gehen,“ erinnert sich Martin. „Ich will jeden Abend auftreten. Und wenn ich dafür auch noch Geld bekomme, ist das okay. Aber wenn diese kleinen Träume anfangen sich zu erfüllen, werden sie einfach immer größer.“

Entschlossen, sich weiterzuentwickeln, machten Martin and James einen Schnellkurs in Songwriting. Ende 2011 gingen sie dazu nach Nashville, um zwei Wochen mit lokalen Songwritern zusammen zu arbeiten, dort schrieben sie ein bis zwei Songs pro Tag. Dieser Trip festigte ihre musikalische Verbindung und eröffnete neue Perspektiven. „Wir hatten zwar festgestellt, dass wir zu zweit oft stärker waren als mit einer dritten Person“, fährt James fort, „aber eine dritte Person kann auch befruchtend wirken, wenn die Chemie stimmt.“ Eine solche Person war Tobias Kuhn, der u.a. schon mit Udo Lindenberg und Thees Uhlmann gearbeitet hat. Martin und James hatten sich mit Ihm während einer ersten Zusammenarbeit angefreundet, so war er eine naheliegende Wahl als Produzent. Darüber hinaus wurde er mit zunehmendem gegenseitigem Vertrauen Teil des Schreibprozesses.

Life’s A Show markiert einen bedeutenden Schritt für Martin and James, klar erkennbar in ihren Arrangements. Der Kern jedes Songs bleibt zwar unverwechselbar, ihre Harmonien - inspiriert von der Liebe zu Bands wie The Everly Brothers und Simon And Garfunkel - sind präziser denn je, doch Kuhn ermutigte sie, ihre Kompositionen und deren Präsentationsweise auszubauen. Im Entstehungsprozess hat er an einigen Nummern mitgewirkt. Der Titelsong, die Songs ‚I Know A Girl’ und ‚Cynical Skin’ sowie ‚My Dog Don’t Like The Rain’- ursprünglich eine einminütige Demoversion, welche Kuhns Aufmerksamkeit erregte - behalten die akustischen Eigenschaften, die sie bei vielen so beliebt gemacht hatten, bei. Trotzdem ist ihr zweites Album voll mit gewagteren, ausladenderen Tracks wie die erste Single ‚Matilda’, deren eingängiger Refrain schon einige zum inbrünstigen Mitsingen bewegt hat, oder das kraftvolle und verspielte ‚Cold, Cold Heart’. Aufgenommen in Berlin und L.A. geht das Album über die romantisch angehauchten Songs des Vorgängers hinaus. James erklärt stolz: „Wir haben bewusst versucht, uns mehr Zeit für die Texte zu nehmen und eine andere Seite zu zeigen als auf dem letzten Album. Es ist wie der Dominoeffekt: veränderst du ein kleines Stück von dem, was du tust, verändert sich das Ganze.“

Es ist die Situation, die sich meisten Musiker wünschen: ein zweites Album in der Tasche, vollgepackt mit gewinnenden Songs, eine Fangemeinde, die scheinbar ständig wächst, und eine Arbeitsgemeinschaft, die immer besser und besser wird. Und sie sind noch nicht am Ende angekommen, wie Martin eilig betont:„Wir machen Musik, und wir haben die Möglichkeit, ein Album aufzunehmen und zu veröffentlichen. Das ist unser Traum, ob wir nun eine Million oder nur ein paar Tausend verkaufen. Du kannst vor 500 oder eben vor 5000 Leuten auftreten – egal, es ist immer ein Traum“. Oder, wie sie es mit dem für sie charakteristischen Optimismus des Titelsongs ausdrücken: „Just wait, it won’t be long / For you to treasure where you belong…“

 
Thees Uhlmann & Band



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