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Gentleman & the Evolution + Daddy Rings + Tamika | Donnerstag 17/10 2013 20.30 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 30,10 € abk: 32,00 € |
Sprechen wir über Persönlichkeit. Sprechen wir
über Brüche. Über Liebe und Verantwortung.
Über Zweifel, Dankbarkeit und Spirit. Über
Veränderung und Neuanfang. Sprechen wir über
GENTLEMAN und sein neues Album NEW DAY
DAWN, das am 19. April 2013 erscheint.
Es ist das sechste Studioalbum des mittlerweile 38-
jährigen Kölners, der vor 20 Jahren erstmals einen
Fuß auf jamaikanischen Boden gesetzt hat, seit
einigen Jahren den Reggae in all seinen Facetten
live quasi rund um den halben Globus schickt und
der mittlerweile ein internationaler Reggae-
Headliner ist. Dem nicht nur die Intensität seiner
musikalischen Vibes in den letzten 20 Jahren einen
stetig wachsenden Respekt und die Liebe eines
weltweiten Publikums beschert hat, sondern
ebenso die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit seiner Pe
rson. Ohne Maske und Attitüde teilt und lebt
er seine Geschichte und seine Geschichten in seinen
Songs. Mit uns.
Der uns jetzt mit 12 Songs in der Standard Variante
und mit 18 Songs in der Deluxe Version
mitnimmt zu einem „New Day Dawn“. Das neue Album ma
rkiert einen eindrucksvollen nächsten
Schritt in der Karriere des Künstlers. Es ist das „
meiste“ Gentleman-Album, das es bislang gab.
Zum einen ist es das erste Album von Gentleman, auf
dem er alle Songs komplett ohne
Kollaborationen und featuring Artists präsentiert.
Zum anderen ist es das erste Album, dessen
Songideen er vielfach in Eigenregie entwickelt und
geschrieben hat. „Ich mochte einfach den
Gedanken, mal ein reines Gentleman-Album zu machen.
Das war kein Plan, sondern hat sich
irgendwie von selbst ergeben. Ich hatte das Gefühl,
„New Day Dawn“ kommt ohne features aus,
obwohl ich gerne mit anderen Artists arbeite“, so G
entleman.
Während beim letzten Album „Diversity“ Ideen- Sound
- und Gesangsfiles noch rund um den
Erdball sausten und durch viele verschiedene Hände
gegangen sind, ist „New Day Dawn“ viel
mehr verortet. Geschuldet auch einer neuen Liebe u
nd Errungenschaft. Einem Flügel. „Ich habe
mir vor zwei Jahren einen wundervoll warm klingend
en Flügel ins Wohnzimmer gestellt, obwohl
ich gar nicht Klavier spielen konnte. Mittlerweile
kann ich Melodien, die ich im Kopf habe, auf
dem Klavier umsetzen, Akkorde spielen und kombinier
en, die mir wiederum Inspirationen für
neue Songs geben. Ich finde Tonhöhen, in denen ich
mich wohl fühle. Ich fing an, Texte zu
schreiben, die auf meine musikalischen Ideen passen
. Texte, in denen ich viele der Erfahrungen
der letzten Jahre verarbeitete. Außerdem habe ich m
ein kleines Home Studio in Köln in ein
professionelles Recording Studio verwandelt.
Verschiedene Overdubs und Backings (Sherieta Lewis
aus Kingston sowie Gentleman ́s Frau
Tamika und Bandneuzugang Treesha Moore aus Köln) na
hm Gentleman dann auf Jamaica auf.
Dort wurden verschiedene Texte und auch die Musik z
usammen mit Daddy Rings, Jack Radics
und Danny Brownie intensiviert und verfeinert. Die
meisten Vocals wurden bei Danny Brownie in
Kingston eingesungen, andere in den Maarweg Studios
in Köln und in seinem eigenen Studio.
„Obwohl die meiste Musik in Deutschland aufgenommen
wurde, ist Kingston für mich immer
noch der Ort, an dem ich das beste direkte Feedback
beim Voicen habe. Das ist der Grund,
warum ich dort so viel Gesang aufgenommen habe.“
Gute Freunde und langjährige Weggenossen kamen im E
ntstehungs- und Produktionsprozess
dazu. Dieser nahm seinen Anfang oft mit Ideen von
Gentleman, die er an seinem Flügel
maßgeschneidert in seiner Tonlage umsetzte, um sie
dann mit den Mitstreitern musikalisch fertig
zu produzieren, die ihn auch im Alltag seit Jahren
begleiten. Zu nennen wäre hier der Kölner
Ben Bazzazian, der schon beim letzten Album mit “It
No Pretty” musikalisch geglänzt hat und
nun zusammen mit Gentleman dessen Home Recording St
udio betreibt. So war es ein
natürlicher Prozess, diese enge Zusammenarbeit für
das aktuelle Album noch weiter zu
intensivieren. Mit dem Ergebnis, dass in etwa die H
älfte des Albums in dieser Kombination
entstand. Die andere Hälfte kam aus seinem “Evoluti
on” Bandumfeld wo federführend der
Drummer Giuseppe „Big Finga“ Coppola agierte und vo
n Frank „Pollensi“ Pollak (Keyboarder)
ergänzt wurde. In Kingston entstanden zusammen mit
Danny Brownie (Mainstreet/Jamaica)
ebenfalls noch zwei Stücke, genauso wie mit Alboros
ie alias Alberto D’Ascola. Gemischt wurde
New Day Dawn von der jamaikanischen Mixing-Legende
Errol Brown (Bob Marley, Gregory
Isaacs uvam.) und Moritz Enders in Berlin. Den fina
len Schliff bekam das Album ebenfalls in
Berlin von Sascha „Busy“ Bühren in seinem Mastering
studio „True Busyness“.
„Für mich ist Musik auch immer Therapie“
So tragen die Songs auf NEW DAY DAWN erneut eine ga
nz eigene Handschrift. Halten
musikalisch perfekt die Balance zwischen Roots-Regg
ae, Dancehall, Pop und HipHop.
Thematisch ist es ohne Zweifel ebenfalls das persön
lichste Gentleman Album, das es bislang
gab. „Ich glaube New Day Dawn, was auch für Neuanfa
ng steht, ist eine neue Episode. Für
mich persönlich, aber auch im Zeitgeist. Ich bin de
m Ziel, mich anhand von Musik wirklich
auszudrücken, einen ganzen Schritt näher gekommen.“
Eine Aufbruchsstimmung, die symbolisch nicht treffe
nder hätte eingefangen werden können als
im Intro zum Song „Another Drama“. Aufgenommen im
April 2012 auf dem Tahrir Platz in Kairo.
„Wir haben ein Konzert in Kairo gespielt und fuhren
im Band-Bus, ich hatte geschlafen. Meine
Frau Tamika hat mich geweckt. Und man konnte sofort
diese besondere Energie spüren. Es
war nach der Revolution aber noch vor der Wahl. Auf
bruch hing in der Luft. Aber auch diese
Ungewissheit. Was passiert mit dieser neuen Freihei
t? Ist sie stark genug, sich gegen religiösen
Fanatismus zu behaupten? Wie soll man Demokratie ge
stalten? Ich war Zeitzeuge. Der Song
wurde Zeitzeuge. Und heute ist wieder klar, dass di
e meisten Dinge viel komplexer sind, als wir
sie in vielen Momenten wahrnehmen. Dass Entwicklung
viel mehr Zeit braucht, als wir meistens
denken. Ich glaube nach wie vor an das Gute im Men
schen. An Moral und so etwas wie
Gleichgewicht. Auch wenn wir zwischendurch immer w
ieder aus der Bahn geworfen werden.“
Auch in den anderen Songs des Albums nimmt uns Gent
leman mit auf die „Road of Life“. Es ist
seine große Stärke, keine Angst davor zu haben, sic
h zu öffnen. Gedanken und Gefühle zu
teilen. Zweifel und Ängste ebenso wie Glück und Hof
fnung. Stärke und vor allem auch
Schwäche.
„Für mich ist Musik auch immer Therapie. In den let
zten Jahren kam vieles auf einmal. Den
Verlust und die Trennung von Menschen, die mir sehr
nahe standen, habe ich bis dato so noch
nicht erlebt. Doch wie bei vielen schwierigen Leben
sphasen kam irgendwann der Morgen, der
NEW DAY DAWN, an dem ich aufstehen und Dinge aus ei
ner anderen Perspektive betrachten
konnte. Oft ist es nur ein kleiner Schalter, der um
gelegt, wird, aber einen großen Unterschied
macht. Ich glaube, wir bewegen uns oft nach vorne u
nd dann wieder zurück. Aber langfristig
immer einen Schritt mehr nach vorne als zurück“, er
zählt er.
Man möchte ihm und seinen Songs stundenlang zuhören
. Ja, es gibt diesen ganz besonderen
Gentleman „Spirit“, der sowohl den Kopf als auch di
e Füße in Bewegung bringt und einen
besonderen Herzschlag in Takt setzt.
Auf der ersten Single „You Remember“ zum Beispiel.
Die musikalisch alle besten Optionen von
Roots-Reggae, Pop und HipHop durch die musikalische
Basis von Ben Bazzazian vereint und
durch perfekt eingesetzte Streicherarrangements von
David Menke sowie die wunderbare
Stimme der Jamaikanerin Sherieta eine wunderschöne
warme und nostalgische Note in sich
trägt. Die sich thematisch aber im hier und jetzt m
it der Frage auseinandersetzt, wie wir heute
miteinander umgehen und miteinander kommunizieren.
Abgrenzung und Ausgrenzung zum
Thema hat, ebenso wie Wahrhaftigkeit und Verantwort
ung.
Oder der Song „In My Arms“, der in erster Linie ein
e Hommage an seine Frau Tamika ist und auf
keinem Gentleman Album fehlt und fehlen darf. Auf „
Confidence“ war es der Song „Intoxication“,
auf „Diversity“ war es „Unconditional Love“. Aus L
iebe und Dankbarkeit, wie er sagt. In einem
„positive uptempo vibe“. Einfach und nicht vertrack
t, nicht kopflastig. Es ist, so Gentleman,
„dieses Gefühl der Vertrautheit, die man spürt, wen
n man den Menschen, den man liebt, in den
Armen hält. Die Kraft der Liebe, die alles zusammen
hält, vieles so erträglich macht. Der Stoff
aus dem wir alle gemacht sind.“
Jeder Song auf NEW DAY DAWN ist etwas Besonderes, h
at sein eigenes Thema, seine eigene
Seele.
In „Push Come To Shove“ geht es um die Prüfungen,
die das Leben ständig für einen
bereithält. „New Day Dawn“, der Song, der dem Album
seinen Titel gab, spielt mit dem Zustand,
dass wir und unser Planet auch nach dem 21. Dezembe
r 2012 aktuell noch existieren. Und dass
wir trotz einem permanenten „Konsens der Angst“, de
r uns umgibt, irgendwie wohl doch von
einer gewissen Kraft zusammengehalten werden. Mit a
llen Optionen, jeden Tag, jeden „New
Day Dawn“ gestalten zu können. Gedanken mit Tiefga
ng, musikalisch eingebettet in clubbigem
Uptempo Sound. Die sehr persönliche Ballade „Memor
ies“, in der Gentleman den Verlust eines
Menschen in Worte und Töne fasst, die tief unter di
e Haut gehen. Die kraftvoll selbstbewussten
„Humanity’s Glory“ und „The Journey“ oder Songs wie
„Walk Away“, „Where Is The Love“,
„Wings To Fly“ oder “Homesick” für den äußeren un
d den inneren Frieden.
„Mir ist aufgefallen, dass heute Momente des Glücks
, auch wenn sie vielleicht nicht so häufig
sind wie sie vielleicht mal waren, eine ganz andere
Qualität haben, viel intensiver sind und
dadurch einen ganz anderen Stellenwert haben. Ich h
abe jetzt öfter die Erfahrung gemacht,
dass ich in dem Moment, wo ich wieder einen Schritt
zurück gemacht habe, etwas lerne was
mich zwei Schritte nach vorne bringt. Wahrscheinlic
h ist die Kunst herauszufinden, wann man
etwas akzeptieren muss und wann man etwas verändern
kann. Und jeder neue Tag, jeder New
Day Dawn, gibt uns Chancen, etwas zu verändern oder
eben zu akzeptieren. Wir bewegen uns
in Zyklen und Zeiten der Selbstzweifel wird es wahr
scheinlich immer geben. Aber Zweifel sind
wohl auch für irgendwas gut.“
Wenn man sich die Songs auf NEW DAY DAWN anhört und
entdeckt, welche Früchte Zweifel
hervorbringen können, dann kann man dem nur vorbeha
ltlos zustimmen.
„Musik ist nicht nur Amüsement sondern geht viel t
iefer.“ - 20 Jahre Gentleman Live mit
Band
Freude kommt außerdem auf, wenn man sich die Songs
live auf der Bühne vorstellt. Wird man
bereits mit den Album-Versionen in den meisten Fäll
en bereits unweigerlich auf die Tanzfläche
gezogen, so ist die Aussicht, die Energie der Songs
live auf der Bühne zu erleben, eine
Verlockung, die schon jetzt das Herz schneller schl
agen lässt. Zumal 2013 ein ganz besonderes
Jahr ist!
Im Dezember feiert Gentleman sein 20jähriges Bühnen
jubiläum mit Band. Nach diversen
Festival Auftritten im Sommer und der „New Day Dawn
“-Tour im Herbst wird dieses Jubiläum mit
zwei besonderen Shows am 28. Und 29. Dezember gefei
ert. Da, wo alles seinen Anfang
genommen hat. In seiner Heimatstadt Köln. Dort hatt
e er im Dezember 1993 im „Basement“
seinen ersten Auftritt mit Band, nachdem er bereits
einige Zeit vorher die Südbrücke am Rhein
mit Kumpels und Soundsystem zum Vibrieren gebracht
hatte. Erste Stationen einer Karriere,
die ihre Initialzündung in ein paar Soundsystem Tap
es fand, die ein Freund aus Jamaika
mitgebracht hatte. „Das hatte alles so eine unglaub
liche Energie“, so Gentleman zurückblickend.
„Mit 18 Jahren war ich dann das erste Mal auf Jamai
ka. Das hat meinem Blick auf Musik total
verändert. Mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass M
usik viel mehr als nur Entertainment war.
Wie wichtig Musik war, was sie auch politisch für e
ine Rolle spielt, Gesellschaften formen kann.
Dass Musik nicht nur Amüsement ist, sondern viel ti
efer geht.“
Zu spüren immer noch und unverändert in den mitreiß
enden Live-Konzerten von Gentleman
und seiner Band „The Evolution“, die ihn seit etwa
2004 international mehr einnehmen als die
Live-Termine in Deutschland. Immer noch mit dem gl
eichen Spirit und der gleichen
anarchistischen Spielfreude wie vor 20 Jahren. Im l
etzten Jahr wurden zum Beispiel Südamerika
und die USA ausgiebig bereist. Für dieses Jahr lie
gen bereits Anfragen aus Japan, Dubai,
Israel und Australien vor, für 2014 ist eine ausdeh
nte Tour über den afrikanischen Kontinent in
Planung, wo Gentleman in der Vergangenheit bereits
schon in Ghana, Gambia und Nigeria
gespielt hat.
„Es geht darum, Grenzen zu überschreiten, aus den v
orgegebenen Milieus auszubrechen,
neue Erfahrungen zu sammeln“ – Der Dokumentarfilm J
OURNEY TO JAH
Abgerundet wird dieses ereignisreiche „Gentleman-Ja
hr“ 2013 zudem durch den packenden und
beeindruckenden Kinodokumentarfilm „JOURNEY TO JAH“
der Regisseure Noël Dernesch und
Moritz Springer, der das globale Phänomen des „Cros
sing Borders“ thematisiert und die
Erfahrungen bei der Integration in eine fremde Kult
ur dokumentiert. Unter der Überschrift: „We
must live with love“ – Reggae und Crossing Borders
- haben Dernesch und Springer die
europäischen Musiker Gentleman und Alborosie, die i
n der karibischen Kultur Jamaikas eine
neue spirituelle Heimat gefunden haben, und die jam
aikanische Sängerin Terry Lynn, die sich
musikalisch in entgegengesetzter Richtung an europä
ischen Stilen orientiert, über sieben Jahre
begleitet. Und haben sich die Frage gestellt, was a
us Utopien wird, wenn sie gelebt werden und
worin die Kraft von Ideen besteht, über Grenzen hin
aus Menschen zu verbinden. Die Musik der
Protagonisten ist dabei Soundtrack und Identität, L
ebensgefühl und Religion und für die
Filmemacher Mittel, bis in die Ghettos Jamaikas vor
zudringen.
Und auch hier schließt sich für Gentleman wieder de
r zuvor beschriebene Kreis.
„In dem Film steckt ein ganzes Stück Lebensabschnit
t von mir selbst. Es geht nicht explizit um
die Musik sondern mehr um die Beweggründe, warum ma
n Musik macht. Es geht darum,
Grenzen zu überschreiten, aus den vorgegebenen Mili
eus auszubrechen, neue Erfahrungen zu
sammeln. Aber das gilt für alle von uns. Terry Lyn
n zum Beispiel stammt aus Waterhouse,
einem wirklich krassen Ghetto in Kingston, und ist
mit ihren Techno Sounds zunehmend auch in
Deutschland oder der Schweiz erfolgreich. Anders he
rum natürlich auch für den Sizilianer
Alborosie und den „Kölschen Jung“ Gentleman. Warum
mache ich Reggae, was hat mich in
dieses Land gezogen, was habe ich dort gefunden, wa
s meiner Seele gut getan hat? Ich
empfinde heute dieses „fire from two sides“, also d
ie für mich jeweils guten Teile meiner Heimat
Köln und meines Zuhauses Jamaika, als großes Gesche
nk. Sicher auch ein Grund, warum ich
aktuell das Gefühl habe, so selbständig und frei zu
sein wie noch nie. Freiheit fängt da an, wo
die Sehnsucht stärker wird als die Vernunft.“
Eigentlich doch eine schöne Maxime für jeden neuen
Tag, jeden NEW DAY DAWN.
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