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Pohlmann + Yasmine Tourist | Mittwoch 02/10 2013 20.00 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 20,50 € abk: 23,00 € |
Mag
sein,
dass
es
nicht
von
Bedeutung
ist,
wo
sich
POHLMANN
in
jener
Nacht
aufgehalten
hat,
als
Kurt
Cobain
starb.
Vielleicht
ist
es
auch
nicht
entscheidend
ob
er
tatsächlich
mit
Cat
Stevens
aka
Yusuf
Islam
kürzlich
auf
der
Insel
Mykonos
meditierte
und
vergangenes
Jahr
mit
Tracy
Chapman
durch
die
zerstörte
Innenstadt
von
Detroit
gedriftet
ist.
Pop
ist
immer
nur
durch
einen
fiktiven
Schleier
zu
begreifen.
Wichtig
zu
verstehen
ist
dabei
bloß,
dass
alles
was
wir
über
POHLMANN
vielleicht
nie
erfahren
werden - die
dunklen,
geheimnisvoll
glitzernden
Abgründe
seiner
Biografie -
ihren
Ursprung
auf
einer
norddeutschen
Baustelle
findet.
Die
Story
geht
nämlich
so:
Um
den
Vater
glücklich
zu
machen,
absolviert
POHLMANN
als
Teenager
eine
Maurerlehre.
Vielleicht
hat
er
damals
die
Welt
als
nicht
viel
mehr
als
einen
großen
Haufen
Pflastersteine
wahrgenommen
und
dabei
festgestellt:
Das
verdammte
Leben
ist
tatsächlich
bloß
eine
endlose
Baustelle!
Diese
Biografie
hätte
große
Vorteile!
Kann
sein,
POHLMANN
deswegen
heute
so
etwas
wie
den
Jack
Kerouac
unter
deutschen
Musikern
repräsentiert -
ein
König
der
Straßen,
mit
dem
Sprachgefühl
eines
großen
Idealisten.
Das
ist
bewegend.
Nicht
nur,
weil
er
mit
der
Sprache
eines
genialen
Drifters
jongliert,
sondern
weil
er
uns
in
seinen
Songs
mit
einer
wunderbar
widersprüchlichen
Selbstbespiegelung
aufwühlt.
Was
aber
macht
einer,
der
mit
Musik
Seelen
bewegen
kann?
Er
ruft
ins
Gedächtnis,
dass
Erfolg
nur
jenen
beschert
ist,
die
sich
ihren
Idealismus
bewahren
und
authentisch
bleiben.
Zwar
ist
es
POHLMANN
noch
nicht
gelungen
wie,
sagen
wir
mal,
Bob
Dylan
oder
Albert
Einstein
die
Welt
zu
revolutionieren.
Aber
Idealismus
nährt
die
Leidenschaft
und
das
große
Träumen,
und
das
neue
Album
zeigt
deutlich,
wie
Revolutionen
vorbereitet
werden.
Würde
POHLMANN
den
Idealismus
verlieren,
würde
er
auf
der
Stelle
aufhören
und
etwas
anderes
machen.
Doch
er
hat
sich
einmal
mehr
entschieden:
für
uns.
Und
damit
für
den
Blick
von
Außen
nach
Innen.
Sein
neues
Album
ist
da!
Und
damit
wirft
er
einen
weiteren
Pflasterstein
im
Namen
der
deutschen
Post-Protest-Music
in
Richtung
Baustelle
Leben….
Protestbewegungen
sind
heute
längst
der
Ironisierung
gewichen.
Es
gibt
scheinbar
nichts
mehr,
für
das
es
sich
lohnen
würde
zu
protestieren.
Doch
Gesellschaftskritik
funktioniert
heute
anders:
Hart
und
herzlich,
wütend
und
charmant,
leidenschaftlich
und
hochexplosiv -
wie
alle
belegen
können,
die
einen
Live-Auftritt
von
POHLMANN
miterlebt
haben.
POHLMANNs
Lächeln
steht
in
einer
perfekt
ironisch-gebrochenen
Distanz
zu
sich
selbst,
und
wie
POHLMANN
mit
seinem
Spiegelbild
herumspielt,
macht
jetzt,
dank
seinem
neuen
Album,
noch
viel
mehr
Freude.
Sein
Sound
versprüht
seelische
Anästhesie -
damit
wir
vielleicht
die
schmerzhaft
rasenden
gesellschaftlichen
Veränderungen
besser
verdauen
können.
So
wie
Skin
einmal
ausrief:
„Yes
it´s
fucking
political.
Everything`s
political“
schneidet
POHLMANNs
neues
Album
NIX
OHNE
GRUND
(VÖ:
10.05.)
in
vielen
Zügen
des
modernen
Lebens
und
des
Social
Networkings
ein.
Jeder
weiß
heute,
dass
alles
Private
politisch
und
brisant
ist.
POHLMANNs
Politik
ist
zwischen
Realität
und
Rätsel
angesiedelt -
eine
aufregende
Mischung.
Goldrausch Records / Rough Trade
Aus so einigen folk-motivierten Enklaven der Republik entflohen in der jüngsten Vergangenheit eine Vielzahl von Bands, um sich mit zarten Songs und erfolgsanmutenden Fistelstimmchen auf den Weg in die Tonstudios, Clubs und auf die Bildflächen der Musiklandschaft zu begeben – American Folkrock made in Germany ist ein derzeit stark frequentiertes Genre. Sich aus diesem Sumpf die Perlen herauszupicken, ist ein mühsames Unterfangen, das jedoch durchaus von Erfolg gekrönt sein kann.
Das beweist etwa TVnoir, auch bekannt als das qualitätssichere „Wohnzimmer der Songwriter“. Hier wurden sechs junge Herren aus Süddeutschland entdeckt und prompt mit einem ganzen Haufen Lorbeeren dekoriert. YASMINE TOURIST aus der Nähe von Stuttgart haben sich dem Alternative Folk verschrieben und nun nach zahlreichen, arbeitsintensiven Wochen ihr gleichnamiges Debütalbum fertig gestellt. Schleichend melancholisch, teils poppig mit sympathischen Referenzen, aber gern auch mit krautigem Einschlag und offenen Jam-Ambitionen kommen die elf Songs ihres Erstlings daher. Die Band erzählt kleine Geschichten über Liebe, das Vermissen und Fragen, die sich den Mittzwanzigern unweigerlich stellen: Warum, wohin und steckt hinter allem ein Muss?
Die Antworten darauf lassen sich für das Sextett am einfachsten kreativ als auch künstlerisch suchen und bestenfalls mit Songs wie „Faintheart“ finden: „This is just to say that I don’t and this is just to tell that I won’t.“ Es ist dieser untypische Mut zur Gemächlichkeit, eine Gelassenheit, die einerseits verstört, gleichzeitig aber auch verzaubert und fesselt. Das Brodeln liegt unter der angenehm rauen Oberfläche aus Gesang und Akustikgitarre, warmen Klavierflächen, sehnsüchtiger Pedal Steel, crunchigen oder wabernden Gitarren mit Zungenschnalzer-Licks. YASMINE TOURIST ist ein Album gelungen, das sich gekonnt zwischen die Stühle setzt, sich nicht einschränkt und den Hörer an keiner Stelle verloren zurücklässt. Folk-Kleinode wie etwa „Down Down“ existieren wie selbstverständlich neben straightem Gitarrenpop in „Give All Up“, dem barock tänzelnden „Of Fly And Bird“ oder dem einsamen Abgesang „Black Magic“.
Ihre große Stärke ist neben dem vielseitigen Klangspektrum vor allem auch die große Liebe zur Spontaneität, was sie als hervorragende Liveband auszeichnet und in ausufernden Songs wie „A Thousand“ beeindruckend zur Geltung kommt. Das feine Gespür für ansprechenden Pop, gefühlvolles Songwriting und die Stilsicherheit dieser jungen deutschen Band belegt außerdem die Verbeugung vor zwei Größen des Genres. Mit ihrer Hommage an die Calexico/Iron&Wine-Kollaboration “He Lays In The Reins” legen YASMINE TOURIST ihre Einflüsse offen und lassen zudem ganz kurz in den bandeigenen Plattenschrank blicken, in dem sich außerdem Helden wie Wilco, die kriechende Staubigkeit von Giant Sand oder auch die selbstgestrickt-düstere Anmut eines Bonnie “Prince” Billy wohlfühlen.
Ein gemeinsames Konzert mit der Berliner Band BROKOF in Stuttgart war der Ausgangspunkt einer freundschaftlichen Zusammenarbeit und in diesem Zuge auch der Geburtshelfer für ihr selbstbetiteltes Debütalbum. „Yasmine Tourist“ wurde 2011 unter der Leitung von Fabian Brokof und Arne Bergner im BROKOF-eigenen Tonstudio Popschutz in Berlin aufgenommen. Am 8. Februar 2013 erscheint das Album auf Goldrausch Records im Vertrieb von Rough Trade.
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