|
Heather Nova + Sara Johnston | Sonntag 13/11 2011 20.00 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 35,00 € abk: 35,00 € |
Heather Nova ist seit den 90ern die Lichtgestalt der weiblichen Singer/Songwriter Liga. Ihr gefühlvoller Gesang, die besondere Verbindung von melodiösem Pop-Rock und zerbrechlich anmutender Lyrik – und vor allem ihre natürliche Bühnenpräsenz begeistern Musikkritiker und Fans bis heute. Kein Wunder, dass ihr mittlerweile achtes Studioalbum „300 Days At Sea“ mit großer Spannung erwartet wird.
Wer Heather Novas Biografie kennt, weiß, woher der außergewöhnliche Titel rührt. Als Urenkelin eines veritablen Piraten von den Bermudas und Tochter äußerst liberaler, unerschrockener Eltern, wächst Heather auf einem Boot (der „Moon“) auf. Die Familie überquert gemeinsam den Atlantik und durchkreuzt die Karibik viele Male. Eine Kindheit also, die von Pragmatismus, Intuition und der unmittelbaren Nähe zur Natur geprägt ist. Heathers musikalische Frühbildung sind die 60er-Jahre Tapes ihrer Eltern und Gitarre oder Geige, auf denen sie schon als Kind ihre eigenen Songs entwirft. Heather Nova ist tatsächlich eine Art moderne ‚Meerjungfrau’, die jede Menge Geschichten zu erzählen hat, wenn es um „300 Days At Sea“ geht.
Wieder festen Boden unter den Füßen, besucht sie die Highschool und das Rhode Island Art College um Film und Malerei zu studieren. Sie stellt jedoch fest, dass die Musik ihre eigentliche, instinktive künstlerische Ausdrucksform ist und geht nach England, um einen Plattenvertrag zu bekommen. 1990 lebt sie in einem besetzten Haus in West Kensington und schreibt Songs, die sie nachts in einem Café in der Nähe der Waterloo-Station spielt. Ihr Talent spricht sich herum: Nach nicht einmal sechs Monaten bekommt sie einen Vertrag bei Big Cat Records und nimmt mit Meister-Arrangeur Youth ihr Debütalbum „Oyster“ auf. Es folgen umjubelte Tourneen und weitere erfolgreiche Alben – aber irgendwann auch der Moment, an dem sie sich von der Musikindustrie ausgelaugt fühlt. Wenn Kreativität sich dem Marketing- und Trenddiktat unterwerfen soll, ist es Zeit einen eigenen Weg zu finden. Heather Nova ist vielleicht nicht mutiger als alle anderen, aber sie ist viel mehr als das hübsche, unschuldige Mädchen vom Strand. Sie ist tiefgründig und echt.
Konsequent kehrt Heather Nova auf ihre kleine Insel auf den Bermudas zurück und nimmt wieder Kontakt auf mit dem maritimen Leben, das immer wieder Vorlage für ihre Songs war. Ganz anders als ihre früheren Aufnahmen, die in London und L.A. entstanden, schreibt sie die Songs für „300 Days At Sea“ in idyllischer Isolation. Mit neu entflammter musikalischer Vision arbeitet sie am neuen Album und nimmt im eigenen, solarbetriebenen Studio auf. Leidenschaftlicher, rockiger und intensiver denn je geraten die 12 Tracks, die dem Zuhörer wie vertonte Kurzgeschichten erscheinen.
Wahre Kurzgeschichten – wie der Song „Turn The Compass Round“:
»Letztes Jahr kam ein Mann in einem Lebensmittelladen auf mich zu, den ich nie zuvor gesehen hatte. Er sagte, er hätte etwas für mich und gab an, derjenige zu sein, der angeheuert worden war, das Boot meines Vaters zurück aufs Meer zu ziehen, nachdem es vor zehn Jahren an den Klippen zerschellt war. (Tatsächlich hatte das Boot einen anderen Besitzer, als es verunglückte – meine Eltern hatten es im Jahr zuvor verkauft.) Er sagte, er hätte den Kompass von Deck gerettet und wollte ihn mir zurückgeben. Meine Gefühle übermannten mich und ich begann, mitten im Laden zu weinen. So viele Kindheitserinnerungen tauchten wieder auf: Der Zauber jener Tage, das unglaubliche Abenteuer, auf das unsere Eltern uns mitgenommen hatten, um sich ihren Traum zu erfüllen – und für das sie so viel riskiert hatten. Die Symbolik des Kompasses, der den Weg zurück in unsere Familie findet, ist stark.«
„300 Days At Sea“ ist aber nicht nur ein sehr persönlicher Einblick in Heather Novas Vergangenheit, sondern auch Ausdruck ihrer Überzeugungen für die Zukunft. Sie unterstützt zahlreiche Projekte, wie z.B. lastmile.org, für dessen Gründer sie den Song „Higher Ground“ geschrieben hat:
»Zu diesem Song inspirierte mich ein Artikel von Matt George. Er war Surfer und schrieb als Journalist für Surfer-Magazine – bis zum großen Tsunami. Er entschloss sich mit ein paar Freunden, darunter ein Arzt, ein Boot zu mieten und Hilfsgüter zu den abgelegenen Inseln zu bringen. Später baute er die Organisation „Last Mile“ auf, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, speziell in abgelegenen Regionen zu helfen. Nach Wirbelsturm „Katrina“ fuhren sie z.B. auf Jetski in Gebiete, die anders nicht zu erreichen gewesen wären. Auf die Frage, was ihn motiviere diese Arbeit zu leisten, erklärte Matt George, es sei der Ausdruck in den Augen der geretteten Menschen, der alles aufwiege – das er ihn auf „eine höhere Ebene versetzen“ würde. Den Song habe ich ihm später geschickt.«
Ob aus sozialen Aspekten heraus oder um Konzerte zu spielen – ‚Unterwegs sein’, ist bis heute eine von Heather Novas größten Leidenschaften: »Ich genieße es zu reisen und an Orten, an denen es mir gefällt, Zeit zu verbringen.« In Europa verbringt sie ab Sommer 2011 viel Zeit, um von ihren „300 Days At Sea“ zu erzählen, und ihre deutschen Fans freuen sich auf eine ausgedehnte Tour im Herbst.
Die ‚Meerjungfrau’ mit der gewaltigen Ausstrahlung ist also wieder in ihrem Element – und genau da ist sie einzigartig.
Die Künstlerin aus Montreal startete ihre musikalische Karriere in dem berühmten Musikerkollektiv Bran Van 3000. Mit dem mehrfach ausgezeichnetem Debüt album "Glee" (1997) waren sie ein paar Jahre weltweit auf Tournee bevor 2001 "Discosis" auf dem Grand Royal LAbel der Beastie Boys veröffentlicht wurde. Als sich Bran Van 3000 danach eine Auszeit nahmen, begann Sara sich auf ihr eigenes Songwriting zu konzentrieren. Neben der Mitarbeit mit diversen Projekten hat Sara auch das Comeback-Album von Bran Van 3000 "Rosé" co-produziert (2009).
Saras letztes Album, "Trespassing", wurde mit den LA Musikern und Produzenten John Kastner (die Doughboys), Jason Falkner, Gene Trautmann (Queens of the Stone Age, Eagles of Death Metal) und Christopher Thorn (Blind Melon)aufgenommen.
|