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Katzenjammer + Unni Wilhelmsen | Samstag 12/11 2011 20.00 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 25,45 € abk: 27,00 € |
Sie schreiben die Geschichte der Girlbands neu. Die vier Mädels der norwegischen Band
Katzenjammer beherrschen nicht nur über 30 Instrumente (man sagt zwar, dass Frauen
multitaskingfähig sind, aber diese Ladies treiben es wirklich auf die Spitze!).
Sie setzen auch in puncto Power und Vielseitigkeit neue Maßstäbe. Sie klingen wie eine
durchgeknallte Kreuzung aus The B-52’s, Gogol Bordello und den Dixie Chicks. Selten hat
Musik so viel Spaß gemacht wie die des Frauenquartetts aus Oslo. Die Musik auf ihrem
zweiten Album „A Kiss Before You Go“ beschreiben Anne Marit, Marianne, Solveig und
Turid als „eine Mischung aus Rock, Folk, Pop und Bluegrass mit Circus Grooves und
Cowboy Music“. Doch Bezeichnungen für Stilrichtungen sind viel zu statisch, um die
Dynamik, die bis zur Ekstase reichende Begeisterung und die überbordende Kreativität zu
beschreiben, mit der Katzenjammer ans Werk gehen.
Den Bandnamen Katzenjammer hatten die Musikerinnen, die zwischen 1979 und 1982 zur
Welt kamen, nach dem Comic „The Katzenjammer Kids“ gewählt. Denn „der Name passte
auch, weil das Wort für nervtötende Geräusche steht. Das traf das Resultat unserer ersten
Versuche wohl ganz gut.“
Doch schon mit ihrem ersten Album „Le Pop“, das 2008 in Norwegen erschien, zeigten sie,
dass sie nicht mehr nur auf den Charme der freiheitsliebenden Dilettantinnen setzten, sondern
mit Ehrgeiz ihr Projekt vorantrieben. Während der Aufnahmen wechselten sie sich für ihren
atemberaubenden Stilmix souverän auf Akkordeon, Klavier, Gitarre, Mandoline,
Glockenspiel, Geige, Ukulele, Bass-Balalaika, Banjo, Mundharmonika und Tuba-Trompete
ab.
Live überzeugten sie mit ihrem ausgeprägten Spieltrieb und waren so gut, dass sie ihrem
Geheimtippstatus schnell entwuchsen. Denn wenn man Katzenjammer zum ersten mal erlebt,
ist es, als wäre man völlig unvorbereitet auf einen alten Tex Avery -Cartoon gestoßen. Die
hemmungslose Freude und der verschrobene Einfallsreichtum und zwischendrin immer
wieder Momente von solch reiner Schönheit, dass einem die Augen ganz feucht werden.
Bei ihren Live Auftritten überraschen die Vier gern mit ihrer „Reise nach Jerusalem mit
genügend Stühlen“ -Aktion mitten in der Show. Jede von ihnen lässt das Instrument, das sie
gerade spielt, einfach stehen oder liegen und rückt einen Platz weiter zum nächsten
Instrument. Nur kein Stillstand, keine festgefügten Muster. „Wir konnten es von Anfang an
nicht akzeptieren, dass es heißen sollte: Okay, wir sind jetzt eine Band. Du spielst
Schlagzeug, du den Bass, und du bist die Sängerin“, sagen sie.
Vor zwei Jahren brachte dann die Fahrt auf einer weißen Hochzeitskutsche die internationale
Karriere der Band ins Rollen. Buchstäblich. Denn die Vier, die zum Auftritt beim
renommierten SXSW Festival im texanischen Austin geladen waren, rumpelten vor der Show
für eine Promotion-Aktion auf dem gemieteten Touristengefährt durch die City. „Es war
ziemlich eng auf der Kutsche. Wir hatten all unsere Instrumente dabei, unsere selbst bemalte
Kontrabass-Balalaika passte kaum noch drauf“, erinnert sich Anne Marit.
Aber der PR-Gag zog. Auch die in Bezug auf musikalische Sensationen sonst eher
abgebrühten Festivalbesucher hatten so etwas noch nie erlebt. Danach konnten sich die Vier
vor Auftrittsangeboten kaum retten. Die Redaktion des altehrwürdigen „National Geographic“
bat um Interview und Photo Session. Und die New Yorker Musiklegende David Byrne lud das
ambitionierte Damenquartett zu einem Auftritt auf dem renommierten Bonnaroo-Festival in
Tennessee.
Kurz danach unterschrieben sie ihren neuen Plattenvertrag und gingen für die Aufnahmen des
Albums „A Kiss Before You Go“ ins Studio. Die intensive Live-Erfahrung hatte dazu geführt,
dass sie noch mehr wie eine Einheit klangen, ohne die Eigenheiten der einzelnen Individuen
zu übergehen. Geholfen haben ihnen neben dem Musiker und Produzenten Mike Hartung
wieder der renommierte norwegische Rock-und Jazz-Produzent Kåre Westrheim sowie der
Songschreiber der ersten Stunde, Mats Rybø.
Ein Schmankerl auf den Album: Frank Zappas Sohn Dweezil Zappa, der sich spontan als
Gitarrist für einen Song zur Verfügung stellte. „Unser Produzent Mike Hartung ist mit
Dweezil befreundet. Er spielte ihm unseren neuen Song ‚Das Rock‘ vor. Danach ging
Dweezil ins Studio und spielte einen Gitarrenpart ein“, erzählt Marianne stolz.
Neben Radiohead, Tom Waits, Bruce Springsteen und Bob Dylan gehört Frank Zappa mit
seiner Familie zu den großen Vorbildern der Vier. Die Parallelen zu ihrer Arbeit sehen sie in
der geistigen Freiheit, von der Frank Zappas Musik lebte. Sie ist auch für die Katzenjammer-
Frauen ein wichtiger Bestandteil ihrer Musikerphilosophie, wenn nicht sogar der Motor ihrer
Kreativität. Sie mögen keine Grenzen. Nicht im Kopf und nicht in der Musik. Deshalb ließen
sie sich auch nicht auf eines der üblichen Erfolgsrezepte reduzieren, mit denen Girlbands
gern auf Chartskurs getrimmt werden.
Weitere Verstärkung holten sich Katzenjammer bei einem Straßenmusiker namens Mr.
Orchestra. Er spielt Percussion im Folkpopjuwel „Rock, Paper, Scissors“, das mit eingängigen
Melodien in skandinavischer Tradition glänzt. Mit „Loathsome M“ feiern sie die Blütezeit des
Punk nach. In „Cocktails and Rubyslippers“ geben sie das weibliche Pendant zu den Beach
Boys. Und während „Lady Marlene“ nachdenklich melancholisch dahin schwebt, wirkt der
Kirschkuchenrezeptsong „Cherry Pie“ wie aus einer Varieté-Vaudeville-Nummer. Und weil
die Katzenjammer-Damen nicht unter Berührungsängsten leiden, haben sie auch eine
wunderbar verschleppt schlurfende Version des Genesis-Hits „Land of Confusion“ auf CD
gebannt. Wer hätte gedacht, dass diese 80er-Jahre-Mainstreamnummer so sophisticated
klingen kann? Der Katzenjammer Kosmos ist eben aufregend weit und schimmert bunt in
allen Schattierungen.
KATZENJAMMER sind:
Marianne Sveen
Anne Marit Bergheim
Solveig Heilo
Turid Jørgensen
Preparing for yet another European Tour with the Fabolishious Katzenjammer! Unni war schon im Frühjahr dabei und soll diesmal mit einem Trio auftreten.
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