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Madsen + Erik Penny | Samstag 06/11 2010 20.00 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 21,05 € |
Manchmal können vermeintlich kleine Wege doch ganz schön weit sein. So auch der des Erik
Penny. Seit etwas mehr als einem Jahr ist er Neu-Berliner. Von Potsdam zugereist. Nun, das
machen doch täglich Tausende von Menschen, warum muss das denn extra erwähnt werden?
Vielleicht deshalb, weil Mister Penny in Potsdam, New York geboren wurde und dann über El
Paso, Texas und Los Angeles, Kalifornien nach Berlin, Deutschland übersiedelte. Nicht der
direkteste Weg also. Rein geografisch gesehen.
Rein künstlerisch gesehen hat der umtriebige Singer/Songwriter ebenfalls einen weiten Weg
zurück gelegt. Denn seine kreativen Anfänge sah Klein-Erik zunächst einmal in der Bildenden
Kunst. Malen, Zeichnen, Klecksen. Und dabei immer ein Liedchen auf den Lippen.
Erst durch Zufall – und eine dreiste Lüge („Klar kann ich Bass spielen!“) - wurde Erik mit 16
Sänger und Basser in seiner ersten Band und entdeckte die Welt der Musik für sich. Er
komponiert, probt, nimmt auf, liebt die Bühne und sammelt so Erfahrungen, die ihn schließlich
mit 24 in die Stadt der Engel treiben. Los Angeles. Sein Ziel fest im Blick: Seine Berufung zum
Beruf zu machen, als Musiker zu bestehen. Vier entbehrungsreiche Jahren später, in denen
Penny das Schicksal vieler aufstrebender Künstler teilte und sich als Tellerwäscher, Bedienung,
Barkeeper und was nicht alles durchschlagen musste, endlich die erste eigene Band „Penny“.
Nach drei weiteren Jahren, wir schreiben mittlerweile 2004, dann die Entscheidung, nunmehr
als Soloartist zu reüssieren. Von da an geht es förmlich Schlag auf Schlag und der Sänger und
Gitarrist veröffentlicht Summer Stars - EP (2005), Footprints - LP (2006), Self Titled - EP
(2007) und The Linger Kiss - LP (2008). Und dann, im September 2008 der große Schritt über
den großen Teich nach Deutschland. In die Hauptstadt. Seine Beweggründe für diesen Sprung
ins Ungewisse: Das Abenteuer L.A. verlor seinen Reiz. Einfach weil es in den USA liegt und sich
Penny somit kulturell und sprachlich nicht weiterentwickelt hatte, nicht weiterentwickeln
konnte.
„Heute ist jeder Tag ein Abenteuer und eine Herausforderung in vielerlei Hinsicht. Ich fühle
täglich, dass ich wachse, vorwärts strebe, etwas erreiche und inspiriert bin,“ fasst der
Songschreiber sein erstes Jahr in seiner neuen Heimat zusammen. Und – das Wichtigste – er
fühlt sich angekommen. Zuhause. Obwohl er sich hier erst noch bestätigen muss und kein
Sicherheitsnetz hat, das ihn auffangen könnte.
Im Januar 2009 seine erste Solotour durch die Republik. Zwischen Juni und August produziert
der nimmermüde Künstler sein neues Album Bend. Mit Musikern, die er ausschließlich in Berlin
kennengelernt hat, beispielsweise Mocky (Gonzales, Feist, Jamie Lidell ...), Markus
Runzheimer (Bushido), Gabriel Gordon (Natalie Merchant, Roachford …), sowie
Cellistin Frederique Labbow (Die Happy) und mit Simon Frontzek (Tomte), der
koproduziert.
„Bend“, das sind ein gutes Dutzend Songs, die ausschließlich entstanden sind, seit der
Sympathieträger seinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt hat. Mit Geschichten und
Erlebnissen, die ihm in seiner Zeit hier bei uns widerfahren sind. Über das Mädchen, das
einsam und verloren aus einer Nobelboutique in den Regen starrt („Hannover“), das Pärchen,
das sich im Vorübergehen unter Eriks Schlafzimmerfenster streitet („ Honey, Please“), über
menschliche Abgründe und Grenzen, zu denen es – einmal überschritten – keinen Weg zurück
gibt („Under the Gun“), und über die Anpassungsfähigkeit eines Menschen unter großem Druck
(„Bend“). - All diesen Figuren haucht Penny seine eigene Poesie ein, besingt ihre Schicksale
mit seiner leicht heiser-rauen, ungemein einprägsamen und unverwechselbaren Gänsehaut-
Stimme. Eindringlich. Emotional. Ehrlich.
Dabei bewegt sich der mitreißende Bühnen-Entertainer mit fast schlafwandlerischer Sicherheit
zwischen Stadionhymne („Under the Gun“), klassischer Pop-Perle („Santa Ana“), leicht folkig
angehauchten Singer/Songwriter-Stücken („Fight in You“) bis hin zu absoluten Radio-Smashern („Side of the Road“) und macht das am 12. Februar 2010 erscheinende Album zu
einem der ersten wirklichen Höhepunkte des noch jungen Jahres.
In wirklich allerletzter Sekunde hat es noch „Fear of Flying“ auf das Album geschafft, in dem
Penny (sich) die Frage stellt: „Will you burn a light that the people will remember, will you run
alone?“. Ohne zu übertreiben kann man sagen, Erik Penny gelingt es, dieses Licht zu
entzünden, ein Feuer zu entfachen und scheinbar mühelos in seiner neuen Heimat ein überaus
viel versprechendes Album vorzulegen. Ein Album, das in seinem Anspruch, seiner Produktion
und seiner Qualität seinesgleichen sucht und keinen Vergleich zu scheuen braucht. Die erste
große Deutschlandtour mit Band ist für das Frühjahr angesetzt. (Andreas Zimmer/2009)
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