demnächst

Shantel & Bucovina Club Orkestar


Dienstag   25/09 2007   20.30 h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: 17,20 €



Shantel & Bucovina Club Orkestar

www.bucovina.de
www.youtube.com/watch?v=gViaOYgV8yI
www.youtube.com/watch?v=RKMBI0utpoE

Als der Frankfurter Freestyle- & Electronica-DJ Stefan Hantel (bekannt durch seine Alben „Higher than the Funk", "The Great Delay" auf k7!) vor mehr als 10 Jahren begann, in seinem gewohnt eklektischen Mix Beats aus Brasilien und Nordafrika, Brass-Madness, Roma-Balladen und Tänze vom Balkan zu verwirbeln, fanden die Tanzfreudigen diese Herangehensweise nur logisch. Eine Reise in die Bucovina, die Heimat seiner Familie mütterlicherseits, und nach Rumänien brachte ein Erweckungserlebnis: Was vorher von Platten wie ein ferner Klang aufstieg - hier war es physisch erlebbar: wilde Blaskapellen, Sängerinnen mit Soul in der Stimme, Melancholie und Blues in gesungenen oder instrumentalen Balladen, Frenesie in den Tänzen Kolo, Hora oder Cocek (die Balkan-Variante des Bauchtanzes).

Eine wichtige Inspiration für Shantel ist der kosmopolitische Stil- und Völkermix der Bucovina vor den Kriegen. Czernowitz, die alte Hauptstadt der Bucovina, Stadt der großartigen Dichter und Denker deutscher Sprache, Rose Ausländer, Paul Celan und Selma Meerbaum-Eisinger sowie berühmter Musiker wie der „Caruso des Ostens“, der deutsch-jüdische Tenor Josef Schmidt („Ein Freund, ein guter Freund“) im Zentrum der Bucovina gelegen, war die Heimat seiner Vorfahren. Wenn auch die einmalige multikulturelle Atmosphäre nach dem Einfall der Nazis und später durch den Stalinismus unwiederbringlich zerstört wurde, gibt es dort wieder ein großes Interesse, an den Wurzeln anzuknüpfen. Auf verschlungenen Wegen fand ein Exemplar der Bucovina-Club-CD seinen Weg in die Bucovina. Musiker waren erstaunt, zu sehen, dass sich ein Künstler, der so weit weg lebt, auf diese Traditionen bezieht. Im November 2004 kam es zu einem denkwürdigen Homecoming: Auf Einladung des Bürgermeisters von Czernowitz trat Shantel im heißen ukrainischen Herbst der Anti-Kutschma-Proteste auf dem ehemaligen „Austria-Platz“ auf, zusammen mit dem jüdischen Orchester von Czernowitz und Musikern der Mahala Rai Banda vor zehntausenden von jungen Leuten.

Eine weitere Inspiration verbindet Shantels Vorleben als Electronica-Produzent mit den Zigeunern: Die Zigeuner, ohne die das musikalische Leben des Balkans undenkbar wäre, hatten die Kunst des Sampelns erfunden. Auf ihrem langen Weg durch Länder und Kulturen nahmen sie hier eine Hookline, dort einen Rhythmus, ein Melodiefragment oder einen Chorus mit, um sie neu zusammenzusetzen und etwas ganz Eigenes daraus zu schaffen. Im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert wurde Sampling die vorherrschende Produktionsmethode einer ganz anderen Szene - der Electronica- und Dancemusic-Szene.

Auch die Bucovina-Club-Abende - zunächst im Schauspiel Frankfurt, dann in vielen anderen Städten - wurden ein Instant-Erfolg. Kein Wunder, denn der Bucovina Club ist ein euphorisches Ereignis allererster Güte, das alle möglichen Altersgruppen und Nationalitäten zusammenführt. Hier ist Multikulti kein ödes Politiker-Geschwätz, sondern direkt und sinnlich zu erfahren. Die Partys knüpfen an die rauschhaften Erlebnisse der ersten House- und Technoraves an. Der Balkan ist dank Shantel im Club angekommen, mit dem Bucovina Club wurde gar eine neue Pop-/Clubkulturwelle ausgelöst, die sich frei von Klischees, ethnologischem Ballast oder musealem Denken an den Klängen Osteuropas erfreut. Ein neuer Sound wurde salonfähig gemacht! Dabei macht Shantel das beliebte wie beliebige Spiel des seelenlosen Plünderns der Quellen nicht mit, sondern erweist zunächst den Wurzeln seinen Respekt. Ziel ist die Weiterentwicklung und Überführung des Sounds in einen urbanen europäischen Kontext. Hier berühren sich Club- wie traditionelle Musik, denn beide sind im besten Sinne niemals statisch, sondern ständigen Veränderungen und Anpassungen an das aktuelle Lebensgefühl unterworfen. Shantel behandelt – auf Grundlage seines „alten“ Wissens als Produzent elektronischer Musik – diese Musikstile genauso wie eine HipHop- oder Dancemusic-Produktion.

Jetzt hat Shantel mit dem fantastischen Disko Partizani! Album einen weiteren Schritt nach vorne gemacht und damit gleichzeitig die Grundlage für einen neuen Pop-Style gelegt. Hier kommt der Sound des Neuen Europa, das in der Mitte unseres alten Kontinents liegt und dabei grenzüberschreitend pulsierende Einflüsse vom Balkan, aus Griechenland, der Türkei und darüber hinaus aufnimmt.

Disko Partizani! ist die erfolgreiche Synthese aus Shantels Erfahrungen als Produzent, Musiker und DJ. Es gelang ihm dabei, spielerisch energetische Popsongs, voll mit Hooklines und überraschenden Wendungen zu schaffen. Shantel, der als Sänger und Multiinstrumentalist auftritt, bereitete gleichzeitig der besten Besetzung von Musikern aus Südosteuropa, die jemals für eine derartige Produktion zusammengestellt wurde, eine große Bühne.

Shantel wird ab sofort mit seinem Bucovina Club Orkestar, einer achtköpfigen Band, auf eine ausgedehnte Tour gehen, um Disko Partizani! zu promoten.

2006 wurde ihm der BBC World Music Award zugesprochen, neben dem Grammy eine der wichtigsten Auszeichnungen, die im Bereich der Weltmusik vergeben werden. Die Sieger der Vorjahre lesen sich wie ein Who-is-who der angesagtesten Musiker und Bands abseits des Popmainstreams: Manu Chao, Taraf de Haidouks, Khaled, Los de Abajo, Mariza, Gotan Project, Lhasa, Amparanoia, Rokia Traoré, Ibrahim Ferrer oder Baobab de Dakar. Shantel war der erste deutsche Act, der überhaupt nominiert wurde. Zeremonie und Preisträgerkonzert wurden aus der legendären Brixton Academy vom BBC-Fernsehen und –Radio übertragen.

2007 Komposition und Produktion des Titels "Donna Diaspora" (Musik & Text) im Rahmen von Peter Maffays Projekt: „Begegnungen – Eine Allianz für Kinder“, die mit einer Goldenen Schallplatte für mehr als 100.000 verkaufte Tonträger ausgezeichnet worden ist. Hallentournee durch 15 deutsche Großstädte. Seine kompletten Einnahmen werden an das Kinderprojekt Nova Simja in der Bucovina gespendet.

Shantel schrieb die Musik für „Auf der anderen Seite“, dem neuen Film von Fatih Akin, der kürzlich den Drehbuchpreis des Cannes Film Festivals gewann.

 
Shantel & Bucovina Club Orkestar


Shantel & Bucovina Club Orkestar


Shantel & Bucovina Club Orkestar