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Adam Green + The Pierces | Dienstag 11/09 2007 20.30 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 23,10 € |
„Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ sangen „Tocotronic“ zu Beginn Ihrer Karriere – und wurden
flugs zu ihren Anführern. Millionen verkaufter Trainingsjacken Mitte der Neunziger sprechen eine
deutliche Sprache. Ähnlich verhält es sich mit Adam Green aus NYC und dem Antifolk.
Adam Green hat den Anti-Folk vielleicht nicht erfunden, dazu ist er klar zu jung (immerhin begann die
Bewegung ca. Anfang der Achtziger als Gegenentwurf zur Greenwich Village Folk Szene) aber er hat sie
auf alle Fälle äußerst populär gemacht. Zunächst als kuriose New Yorker Entsprechung zu den weltweit
durchstartenden „The Strokes“ gehandelt, erfuhr sein Musikerkollektiv „The Moldy Peaches“, dem er zusammen
mit Kimya Dawson vorstand, enorme Popularität.
Anfang des neuen Jahrtausends lag der Gitarrenrock ziemlich danieder, die Hörer erschöpft vom enormen
Tiefdruck Geballer des NuMetal, ermüdet vom x-ten Punkrock Revival und gelangweilt vom in
Selbstzitaten erstarrenden Britpop. Zeit, dass sich was änderte. Tat es dann ja auch. Fünf New Yorker
Jungspunde veröffentlichten dann 2001 mal eben das heißeste Gitarrenalbum der Welt – und mit dem
Erfolg der Strokes blickte die Welt dann auch wieder nach Hipster-Central, nämlich Downtown New York,
als Geburtsstätte für die Renaissance der Gitarrenmusik.
So war es denn auch kein Wunder, als nahezu im gleichen Atemzug wie die Strokes eine andere Band
stets mitgenannt wurde: The Moldy Peaches. Die machten zwar komplett andere Musik, traten auch
gern mal in Hasenkostümen auf, schrien schweinische Texte und waren irgendwie das Gegenteil von
„cool“ im Strokesschen Sinne - aber genau das machte die Band so spannend.
Adam Green trat 2002 aus dem Schatten der Moldy Peaches und veröffentlichte sein Soloalbum, hörbar
von Dylan und Lou Reed beeinflusst. Mit „Friends Of Mine“, seinem Zweitwerk, das 2003 erscheint, öffnet
er seinen Klangkosmos beträchtlich in Richtung Scott Walker und Swing, Orchestersounds, der Gesang
Crooner-mäßig – und eine wahre Adam Green Hysterie bricht los: Vor allem in Deutschland wird er
geliebt wie nirgendwo sonst – und so sind die Tourneen denn auch regelmäßig ausverkauft, wohin Herr
Green auch kommt.
Mit „Gemstones“ in 2005 erreicht die Greenmania ihren Höhepunkt – die Songs wie gewohnt großartig,
diesmal allerdings etwas spartanischer arrangiert und mit vermehrtem Orgeleinsatz. Parallel dazu erscheint
Anfang 2005 dann auch mit „Magazine“ der erste Buchband mit Greens Texten. Die Texte werden
einerseits im Original und in der deutschen Übersetzung des Autors und Musikers Thomas Meineke
veröffentlicht. Dieser Doppelschlag hievt Green in alle Feuilletons und seriösen Fernsehformate – der
Musikexpress verleiht ihm schließlich sogar einen „Style Award“ am Ende des Jahres.
2006 meldet der emsige Songwriter sich mit „Jacket Full Of Danger“ erneut zu Wort – zurück wäre ja der
falsche Ausdruck – und präsentiert sich stilistisch deutlich offener: Blues, Rock n Roll, Folk – all diese
Spielarten vereinigt Adam Green und verleiht ihnen mit deutlich sonorerem Gesang die morbide Aura
eines späten Elvis in Las Vegas. Die Melodien erinnern deutlich an „Friends Of Mine“ und auch die
Streicher-Arrangements von Jane Scarpantoni lassen keine Wünsche offen.
In diesem Jahr, in dem Antifolk wieder in aller Munde ist, schlägt Adam Green nun den ganz großen
Bogen „back to the roots“ als Antifolker, indem er eine Solo-Tournee spielen wird, die uns „Green pur“
liefern wird: Nur mit schlichter Instrumentierung, seinen Texten und seiner großartigen Stimme. Eines
steht jetzt schon fest – das werden unvergessliche Abende!
Lizard King, das Entdecker-Label von The Killers, veröffentlicht ein hervorragendes Album der Singer-Songwriter-Geschwister ALLISON und CATHERINE PIERCE "THIRTEEEN TALES OF LOVE AND REVENGE". Die zwei höchst attraktiven Schwestern stammen aus dem tiefsten Süden von Alabama und von dort aus nahmen sie ihre kulturellen Roots mit nach New York City. Nach etlichen Reiseabenteuern mit Gypsy Dance Troupes, einem Russischen Ballet und allerhand Collabs mit einigen verrückten Musikern fanden sie 2001 im Big Apple ihre neue Heimat und auch ihren musikalischen Stil. THE PIERCES beschreiben ihre Musik als einen " fiebrigen Zigeuner-Traum, der durch einen übermäßigen Konsum vom billigen Rotwein verursacht wurde, während man einem Kabarettsänger unter einem bösen Einfluss der Südstaaten Hexen zuhörte." Ihre unverwechselbare Geschwisterharmonie ermöglicht ALLISON & CATHERINE eine unglaubliche Skala von Stilen durchlaufen zu können, ohne dass das Album fragmentiert wirkt: Von gespensterisch-packendem Folk-Song THREE WISHES über ironisch-humorvolle Großstadt-Schelte BORING, auf den Umwegen zu Cabaret der 20er Jahre TURN ON BILLIE bis zum funkelnd-temperamentvollen Popsong LIGHTS ON, alle 13 Liebes- und Racheerzählungen leben großartig neben und voneinander. Das Album wurde von Roger Grenawalt (Ben Kweller, Adam Green) in Brooklyn NYC produziert.
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