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Panteón Rococó | Freitag 25/05 2007 21.00 h Paderborn, Kulturwerkstatt
| vvk: 15,40 € |
Es gibt für alles einen Weg und es ist klar, dass man als Band nur erfolgreich sein kann, wenn man im
Radio gespielt wird, eine Plattenfirma einen hoch dotierten Marketingplan aufstellt und die Band in
allen relevanten Magazinen präsent ist. Der Umkehrschluss ist, dass alles was außerhalb dieser Norm
stattfindet nicht erfolgreich sein kann.
Als Panteón Rococó im Jahre 2000 zum ersten Mal nach Deutschland eingeladen wurden, war klar,
dass diese Band hier kein Publikum auf Konzerte ziehen kann, da sie ja gänzlich unbekannt waren.
Verwunderlich das die Konzerte trotz aller Unkenrufe mehr als gut besucht waren. Eine Erklärung war
schnell gefunden und es war klar, dass das nur durch einen kleinen Hype lateinamerikanischer Musik
und dem viel beschworenen Exotenbonus zu erklären war.
Panteón Rococó haben noch nie viel auf diese Erklärungen gegeben. In Mexiko hat man ihnen
nämlich bereits zu Beginn ihrer Laufbahn im Jahre 1995 attestiert, dass aus ihnen eh nix werden
kann, weil ihre Musik nicht gefragt ist. Es war somit auch nicht verwunderlich, dass die damals
10köpfige Formation kein Label fand, welches ihr Debüt Album veröffentlichen wollte. Die Band
machte aus der Not eine Tugend und gründete ihr eigenes Label. Ein Schritt zu dem ihr die
wenigsten geraten hätten. Als letztendlich das Debüt „A La Izquierda De La Tierra“ ein voller Erfolg
wurde, war’s für die meisten eine Überraschung, für die Band die Bestätigung den richtigen Schritt
getan zu haben. Bis heute ist es das meist verkaufte Album einer mexikanischen Band auf einem
Independent Label.
Panteón Rococó entschwanden somit Schritt für Schritt dem Außenseiterstatus. Ihr zweites Album
„Companheros Musicales“, welches mit Gold ausgezeichnet wurde, veröffentlichten sie auf einem
Majorlabel. Panteón Rococó wuchs zu einer festen Größe der mexikanischen Rocklandschaft heran.
Bereits zwei Mal spielten sie mit Manu Chao auf dem Zocalo (dem größten Platz in der riesigen
Metropole Mexico Stadt) vor jeweils 150.000 Menschen und konnten auch mit ihrem dritten Album
„Tres Vezes Tres“ und dem Live CD / DVD Album „10 Anos Un Panteón Muy Vivo“ an die Erfolge
anknüpfen.
Zeitgleich entwickelte sich der Status der Band auch in Europa. In regelmäßigen Abständen besuchte
die zur neunköpfigen Formation geschrumpften, aber Live durch drei Gastmusiker verstärkten,
Formation den alten Kontinent. Den Status des Außenseiters den sie in Mexico ablegen konnten,
mussten sie hier in seiner vollen Blüte wieder annehmen. Aber diese Position hat nicht nur Nachteile.
Ein großer Vorteil ist, dass man stets unterschätzt wird. Ohne das es die hiesigen Medien
mitbekommen, geschweige den verfolgt hätten, und auch ohne dass sich professionelle Veranstalter
dafür interessierten, haben sich Panteón Rococó in den ersten Jahren auch noch ohne Label, durch
ihre unverwechselbaren und energetischen Shows, von Mal zu Mal ein immer größer werdendes
Publikum erspielt. Durch harte Arbeit und einer fast angsteinflößenden Spielfreude tingelten die
Mexikaner von Jahr zu Jahr zu allen Bühnen die ihnen angeboten wurden. Egal ob alle Musiker auf
ihnen Platz fanden oder nicht. Heutzutage kennen sie Städte und Dörfer in Österreich, Deutschland,
Dänemark, Schweiz, Frankreich, Spanien und der tschechischen Republik die selbst Einheimische
auf der Landkarte nicht finden.
Auch wenn immer wieder in altkluger Manier prophezeit wurde, dass diese Band keine große Zukunft
in unseren Breitengraden haben kann, da ihnen die Struktur fehlt, fand die Band sich im Jahre 2005
auf ein Mal auf dem St. Gallen Festival wieder. Wohl gemerkt spielten sie einen Slot nach R.E.M. auf der Hauptbühne und versetzten 25.000 Schweizer in Ekstase. Zeitgleich füllten sie in Berlin,
Hamburg, Köln, Kiel und vielen anderen Städten Konzertsäle mit über 1000 Besuchern und
hinterließen auf dem Lowlands Festival, der Fusion, dem TFF, Open Flair und anderen Festivals ein
durchnässtest und kaputt getanztes Publikum! Im darauf folgenden Jahr präsentierten sich Panteón
Rococó auf weiteren Festivals wie u.a. Hurricane, Southside, SummerJam, Greenfield, und
NovaRock.
Die Stimmen das man nur über gewissen Mechanismen einen erfolgreich sein kann, sind leiser
geworden. Mittlerweile mehren sich die Stimmen, die Panteón Rococó mit ihrer gekonnten Mischung
aus Ska, Reggae, Rock, Punk und allen nur erdenklichen Rhythmen und Stilen lateinamerikanischer
Musik eine große Zukunft voraus sagen.
Auch wenn diese (späte) Anerkennung schmeichelt, interessiert das kaum.
Wie schon zu Beginn ihrer Karriere geben PANTEÓN ROCOCÓ wenig auf die Meinung anderer. Sie
wollen ihren eigenen Weg gehen. Und wenn dieser ein unpopulärer ist, dann ist es ihnen egal solange
sie der Meinung sind, dass es der richtige ist. So haben sie auch vom ersten Tage an aus ihrer
politischen Gesinnung und vor allem aus ihrer Sympathie zu der zapatischten Bewegung keinen Hehl
gemacht. Auch wenn ihnen von allen Seiten abgeraten wurde, haben sie dem Sprachrohr der EZLN
(Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) Subcomandante Marcos auf ihrer dritten Platte eine
Plattform gegeben. Auf dem Album spricht Marcos als die Stimme der Stummen knapp 10 Minuten
lang ein Gleichnis.
Dennoch wäre es zu einfach Panteón Rococó als eine politische Band zu kategorisieren. Die
“Companheros Musicales“ wollen einfach nur als das wahrgenommen werden, was sie sind. Eine
Band die es immer wieder schafft zusammen mit dem Publikum eine unglaubliche Party zu feiern und
zu tanzen bis zur Erschöpfung, bis die Klamotten triefnass am Körper kleben. Das man inmitten
dieses gemeinsamen Erlebnisses auch ernste Themen ansprechen sollte, ist für Panteón Rococó
eine Selbstverständlichkeit, nichts desto trotz glauben sie, dass man durch eine große gemeinsame
Feier die Welt einfach mehr verändern kann, als durch noch so viele Worte.
Auch wenn es da bestimmt auch wieder Leute gibt, die es besser zu meinen wissen...
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