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Beatsteaks + Winson | Samstag 19/05 2007 21.00 h Bielefeld, Kamp
| vvk: ausverkauft |
Thomas (Schlagzeug) – Bernd (Gitarre) – Peter (Gitarre) - Arnim (Gesang) – Torsten (Bass)
Ohne ihren Sinn für Humor zu kapieren, wird man die BEATSTEAKS nie verstehen. Wie die Berliner ticken, zeigen sie beispielsweise auf ihrer Doppel-DVD „B-Seite“. Während andere die Versprecher der Hauptdarsteller peinlich berührt aus dem Interview schneiden, bleiben sie bei den BEATSTEAKS drin. Schließlich ist unfreiwillige Komik nun wirklich ein Brüller, finden sie...
Lachen ist einfach, aber jemanden zum Lachen zu bringen, kann ziemlich knifflig sein. Und zeitraubend. Ein geschlagenes Jahr bastelten die unermüdlichen Fünf etwa an ihrer „B-Seite“, „denn man sollte in allen Teilen unseren Humor spüren“, begründet Sänger Arnim Teutoburg-Weiß die langwierige Maßnahme. Das gilt insbesondere für die 63minütige Dokumentation zur Historie der Band, auch „Schnitzeljagd zum Durchbruch“ genannt. Die Doku besteht aus vier Portionen, zu jedem ihrer vier Alben ein Stück. Die Teile werden von Trickfilmsequenzen verbunden, die an die legendäre BBC-Serie „Monty Python“ erinnern. Mehrere Tage verbrachten Trommler Thomas Götz und Gitarrist Peter Baumann allein damit, den Text für die Zwischensequenzen zu verfassen. Dabei ging es ihnen in der Hauptsache darum, sämtliche Mitglieder der Band als „Vollpfosten“, „Holzkopf“, „Straßenfeger“ und Schlimmeres zu verunglimpfen. Um die Sache vollends auf die Spitze zu treiben, engagierte die Combo die deutsche Stimme von John Cleese, Synchronsprecher Thomas Danneberg, der sich die Schmähungen genüsslich auf der Zunge zergehen ließ.
Höhepunkt der „B-Seite“ ist das Live-Konzert der BEATSTEAKS, schließlich zählen Spielscheue und gezinkte Karten zu den großen Stärken der „Rampensäue“. Der Zusammenschnitt enthält das Beste aus den legendären Shows in der Berliner Deutschlandhalle und dem Capitol in Hannover, während die Zugaben vom Taubertal-Festival stammen - unterm Strich vielleicht genau 18 Songs, plus einem Rucksack voll Bonus-Materialien. Dabei etwa acht Videoclips, und natürlich auch das neue Video zu „Frieda und die Bomben“, für die sich die BEATSTEAKS mit Turbostaat aus Flensburg zusammen taten.
Und, um auch dem großartigen Festivalsommer 2005 Tribut zu zollen, gibt es noch – weil wir es mit der „schnellsten“ Band der Welt zu tun haben - vier Songs vom Hurricane.
Die meisten Segmente sind mit Kommentaren unterlegt. Des weiteren gibt es Making Ofs, TV-Beiträge, Bonus-Clips und einiges mehr, das hier nicht verraten wird. Kein Geheimnis ist dagegen die Story des DVD-Titels, die der stets gut gelaunte Bassist Torsten Scholz erzählt: „B-Seite“ ist ein Jan-Delay-Song vom Album „Searching For The Jan Soul Rebels“. Wir haben ihn gefragt und er meinte (näselt wie Jan): ,Ja, ist okay.‘ Außerdem ist das unser Lied, wenn das irgendwo läuft, sind wir alle am Start.“
Witze, Gags und Blödeleien mögen für das mentale Gleichgewicht einer Rockband ungemein wichtig sein, doch allein mit Jux und Dollerei schreibt man keine Songs. Dafür muss man die Ärmel aufkrempeln, weiß Arnim. „Uns selbst nehmen wir nicht besonders ernst, aber wir machen sehr ernsthaft Musik! Wir sind vielleicht nicht ganz normal, aber wir haben uns in diese Band verliebt, für sie tun wir alles.“ Im Jahr 2006 wird ihre große Liebe wieder alle Aufmerksamkeit und Hingabe fordern, denn ab Januar wird das sorgsame Quintett sich erneut im Studio verschanzen. Es gilt, einen Nachfolger für sein goldgekröntes Album „Smack Smash“ (2003) aufzunehmen.
Der wahre Fan wappnet sich derweil mit Geduld, denn inzwischen dürfte klar geworden sein: die BEATSTEAKS sind nicht die schnellsten, aber vielleicht die gründlichsten. Blickt man auf ihre Geschichte, wird klar, wieviel Weile ein gutes Ding brauchen kann. Die Urbesetzung, von der heute nur noch der beständige Bernd dabei ist, fand sich 1987 zusammen. „Damals waren wir ´ne reine Hobbynummer“, berichtet er. Nach vier Jahren hatten sie immerhin den Namen am Start. Warum „BEATSTEAKS“ gewählt wurde, lässt Kurtzke im Dunkeln, „es muss auch Geheimnisse geben“, findet er. Einige Zeit später stieß mit Peter Baumann ein weiterer Gitarrist dazu, wahrscheinlich der einzige Mensch auf der Erde, der sich einen alten Mann samt Tuba auf den Unterarm tätowieren ließ.
Mit dem Zirkuskind Arnim Teutoburg-Weiß zog 1994 ein neuer Geist in die Band ein. „Wenn ich schon probe, will ich auch live spielen“, lautete das Credo des Strahlemanns. 1995 kam es prompt zur Live-Premiere. „Der erste Gig hatte etwas Magisches. Hinterher war ich mir hundertprozentig sicher: Das will ich machen!“, erinnert sich Arnim. Dieses Konzert markierte den eigentlichen Beginn der BEATSTEAKS und es genügen die Finger zweier Hände, um auszurechnen, dass die Band inzwischen zehn Jahre auf dem Buckel hat. Als „Quantensprung“ bezeichnen die Mitglieder den Einstieg des überambitionierten Trommlers Thomas Götz im März 1998, ein Hardcore-Schwabe mit schlechtem Geschmack und keinerlei Erfahrung. „Plötzlich hatten wir Eier!“, lautet Arnims Kommentar zur Konstitution des neuen Mannes an der Schießbude, der dazu noch immer und überall schlafen kann. Wenig später bestand Torsten seine Feuertaufe am Bass. Sein erstes Konzert mit den Beatsteaks im April 2000 ging vor zwölftausend Fans in der Bremer Stadthalle über die Bühne. Damals bestritten die Aufsteiger das Vorprogramm der Toten Hosen, ein Jahr später supporteten sie Die Ärzte.
Inzwischen sind die „Filetstücke des deutschen Rock´n´Roll“ selbst zu Headlinern avanciert. Ihre „Uns kann keener-Mentalität“ gepaart mit spritzigen Ideen, unendlichem Fleiß, blöden Witzen und Berliner Schnauze hat die Jungs ganz weit nach vorne gebracht. Die BEATSTEAKS stillen den Appetit auf herzhaften Rock, eine leckere Mahlzeit, auch für Vegetarier. Bislang servierten sie einen Ohrenschmaus nach dem anderen, seit ihrer „B-Seite“ heißt es nun: Die Augen essen mit!
Jetzt sind die Beatsteaks im Studio um einen neuen Tonträger aufzunehmen. An eine Veröffentlichung ist nicht zu denken, aber im Frühjahr soll es soweit sein.
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