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Bloc Party + Stars | Donnerstag 01/12 2005 20.30 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 21,70 € |
Es geht uns wie Asterix und seinem tapferen Druiden bei Kleopatra („Diese Nase“), doch wir schwärmen nicht über die exponierte Stelle in einem schönen königlichen Gesicht, wir sind einer Stimme verfallen, „Diese Stimme“. Eine Minute und vierzig Sekunden in die neue STARS Platte hinein und da kommt sie plötzlich zum Einsatz, der Himmel reißt auf, Sonnenstrahlen drängen sich ihren Weg in den Alltag... hach...! Mach mal lauter...
Dabei sind doch die gut eineinhalb Minuten zuvor bereits so großartig: schwelgerischen, zuckrigen Streicher-Arrangements jagt ein Glockenspiel hinterher, ein dick auftragendes Schlagzeug wirft schaufelweise mit Drama, Dramatik und Dramaturgie, wozu der eigentliche Boss der STARS, Torquil Campbell den Anfang der schamlos sentimentalen Geschichte von den beiden Ex-Sweethearts zu erzählen beginnt, (wo der ganze große Kitsch nebenbei auch mal eben konterkarrikiert wird von entwaffnender Trockenheit:„We drove in silence across Pont Champlain /And all of that time you thought I was sad / I was trying to remember your name.“) Aber dann kommt „Diese Stimme“ (sie hört auf den Namen Amy Millan), und, nun ja, sie trifft auf und erzeugt noch mehr Drama, Crescendo. Der Song schwingt sich auf und und und, und bricht wieder ein. Herrlich!
Wem dabei nicht die berühmte Gänsehaut wächst, der braucht hier wohl weder weiter zu lesen noch zu hören...
Dieser Song allein symbolisiert die ganze Fülle, die Komplexität und Verspieltheit, die Lust am Künstlichen und am Künstlerischen, womit dieses Album bis zum Rand gefüllt ist. Ladies & Gentlemen: Introducing: STARS, aus Montreal, Kanada (ja, viel Gutes aus Kanada zuletzt...). Aus dem Nest gefallen, das in Toronto (5 Stunden Fahrt) wiederum von einem ebenso romantisch veranlagten Kollektiv namens Broken Social Scene gebaut wurde. Längst flügge geworden und selbst als musikalische Herzensbrecher rasend erfolgreich im Sturmlauf durch Nordamerika. Die Medien liegen ihnen zu Füßen, die Konzerthallen füllen sich schneller als geplant. Und jetzt kommen sie zu uns! STARS hatten tatsächlich die Geduld, die Monate, in denen City Slang irgendwie indisponiert war, auszusitzen, denn sie wollten auf unserem Label erscheinen, und das ist gut so, denn wir beten sie an.
Anbetungswürdige Popmusik findet sich hier in 53 Minuten und 13 Songs. Mit unverschämter Leichtigkeit werden große Emotionen in kleinen Miniaturen abgearbeitet, werden Melodien und Arrangements dahin geworfen, als wenn’s nichts Leichteres gäbe. Diese Platte wird noch so viele Herzen brechen, es wird eine Wonne sein, den STARS dabei zuzusehen.
Wir aber legen dieser unverholenen Schwärmerei lieber einen sehr aufschlussreichen Artikel aus der Kanadischer Presse bei, da steht mehr drin und wird mehr gesagt, als wir es jemals könnten. Wir müssen an dieser Stelle aufhören zu schwärmen, lassen uns lieber noch mal in Calendar Girl fallen, oder baden in der Intimität von Celebration Guns. Galoppieren mit bei der Hektik von Reunion (Live einer DER Höhepunkte des Sets!) und freuen uns darüber, dass STARS einem perfekten 3 Minuten Popsong ein spartanisch elektronisches Outro von 2 Minuten hinten dran kleben. Warum? Weil sie es können, weil sie es dürfen.
STARS sind:
Torquil Campbell – Gesang, Keyboards, Trompete / Evan Cranley – Bass, Gitarre, Posaune / Amy Millan – Gitarre, Gesang /
Chris Seligman – Keyboards, Programmierung, Waldhorn / Pat McGee – Schlagzeug
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