demnächst

Die Toten Hosen

+ Chencha Berrinches


Sonntag   15/05 2005   20.00 h
Münster, Halle Münsterland
vvk: ausverkauft



Die Toten Hosen

www.dietotenhosen.de
www.kktlive.de

Die Toten Hosen sind zurück, zum Glück!

Ibiza ist im Winter echt schön. Kaum Touristen, angenehme Temperaturen und damit der ideale Ort, um konzentriert und entspannt einen kreativen Urlaub einzuläuten. Dachten sich zumindest Die Toten Hosen und siedelten im Winter 2003 mit Mann und Maus über auf die Balearen-Insel.

Dort schnallten sie ihre Instrumente um und machten vier Wochen einfach nur Krach – ohne Limits, ohne die Schere im Kopf und ohne störende Nachbarn. Nach sechs Wochen hatten die fünf genügend Material im zur Abreise bereit stehenden Gepäck, um damit ein komplettes Album zu füllen. Aber die Hosen wären nicht die Hosen, wenn sie nicht das Gefühl hätten, dass da noch mehr geht. Viel mehr.

Im folgenden Sommer reisen die fünf auch nach Bayern, um weiter an ihren Songs zu schrauben. Die Toten Hosen beziehen eine idyllisch gelegene Klinik, die einst dem Euthanasie-Papst „Professor“ Julius Hackethal gehörte. In dem an „Stephen King’s ‘Shining‘“ (Campino) erinnernden Haus drehen Die Toten Hosen ihre Verstärker auf Anschlag, brüten weiter an Ideen oder Texten und treffen sich Abend für Abend zum „Elternsprechtag“, um ihre Songs zu benoten. Benoten, ganz richtig. Neben der „blauen Stunde“ ist der „Elternsprechtag“ eine weitere Gelegenheit für die fünf, ihre Ideen auszutauschen, Meinung einzuholen, Ansichten zu checken und Einsicht zu zeigen - wenn’s unbedingt sein muss. Basisdemokratie live. Beim „Elternsprechtag“ reden Andi (Bass), Breiti (Gitarre), Kuddel (Lead-Gitarre), Vom (Schlagzeug) und Campino (Rostkehle) Tacheles: Jeder Song kriegt seine persönliche Zensur, von 1 („sehr gut“) bis 6 („ungenügend“) – auch eine Möglichkeit des Auswahlverfahrens und außerdem eine interessante Arbeitsweise. „Eine 3-Minus heißt für ein Stück eigentlich schon ‘Kopf ab“, wie Campino erklärt, und weitergearbeitet wird eigentlich nur an Einser- oder Zweier-Kandidaten. „Manchmal kann sich sowas aber auch drehen“, erklärt der Sänger: „Auf unserem letzten Album war das Lied ‘Auswärtsspiel‘ musikalisch zunächst nur ein durchschnittlicher Kandidat, aber durch den Text wurde das Ding noch eines der besten Lieder auf der Scheibe.“ Womit er übrigens Recht hat.

15 von insgesamt 20 geschriebenen Songs haben ihren Weg auf „Zurück Zum Glück“ gefunden. Einer der Songs, der es nicht geschafft hat (Elternsprechtag, anyone?), heißt „Die Nummer 1 vom Flingern“, einer von Campinos Favoriten, der „hoffentlich eines Tages als B-Seite einer Single erscheint“, im besten Fall als B-Seite von „Walkampf“. Letzteres ist das leichtfüßigste Stück des neuen Albums, eine Kooperation von Campino mit seinem Text-Partner in crime, Funny van Dannen. In dem Stück geht es um nichts anderes als die Schwierigkeit, einen gestrandeten Wal zurück ins Meer zu schieben. Kennt jeder von uns, diese Situation, oder?! Eben.

Natürlich wissen die Toten Hosen nach 22 gemeinsamen Bandjahren sehr genau, wie sie ihre Karre zu schmieren haben, nämlich mit ordentlich Schmiss, Härte, dem Mut zum gelegentlich Rückzug und diesen unwiderstehlichen Singalongs, die jede Hosen-Live-Show in ein Stadion verwandelt. Neben ihren typischen Trademarks verpassen die Düsseldorfer ihren Alben auch immer eine neue Drehung, und überraschen mit eigenen, zuvor nicht gehörten Noten. Auf der neuen Platte entwickelt die Band ihre Vorliebe für straighte Vollgas-Nummern („How Do You Feel?“) und Abstecher in härtere Gefilde („Kopf oder Zahl“) weiter, indem sie sogar mit klassischen Instrumenten wie Cello und Orgel flirtet („Die Behauptung“). Passend zu der musikalischen Vielfalt bietet „Zurück Zum Glück“ auch thematisch eine ausgewogene Bandbreite aus zwischenmenschlichen Beziehungen („Herz Brennt“, „Alles wird vorübergehen“, „Weißes Rauschen“), Religion („Beten“), ungefilterter Wut („Die Behauptung“), Gesellschaft/Politik („Zurück Zum Glück“) oder Hoffnung und Zuversicht („Wunder“).

Damit hat die Band erneut eine ausgewogene Mixtur auf Rille gebannt, die jeden Hosen-Fan zufrieden stellt. Recht machen wollen sie es aber auch weiterhin niemandem - außer sich selbst, schließlich ist das schon schwer genug. Und ihre größten Kritiker haben die Jungs sowieso noch immer in ihren eigenen Reihen.

Gäbe es eine Statistik darüber, wieviele Leute Die Toten Hosen durch ihre Musik vor der Banklehre bewahrt haben – die Liste wäre endlos. Und sie wächst weiter – Jahr für Jahr und Album für Album. Das ist gut, aber nicht wichtig. Wichtig ist das, was Die Toten Hosen auch heute noch umtreibt, was sie kickt. Und das ist nicht nur die Lust auf neue Abenteuer und waghalsige Aktionen („Friss oder stirb – die TV-Show auf MTV), sondern der Wunsch, auch „vom Kopf her“ neue Wege zu gehen, neue Territorien zu erschließen. „Unser Ansporn ist, das Niveau, das wir mit unserer letzten Arbeit erreicht haben, nicht nur zu halten, sondern noch einen drauf zu legen“, erklärt Campino. „Auch wenn es schwer ist, sich körperlich noch zu steigern, bei der Arbeit mit meinen Texten sollte das durchaus noch möglich sein. Es gibt noch vieles was wir zu sagen haben.“ Und das ist im Falle von „Zurück Zum Glück“ noch immer eines: Die Wahrheit.


Support: Chencha Berrinches

http://www.chenchaberrinches.com/


 
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