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Mando Diao | Samstag 05/03 2005 20.30 h Bielefeld, Ringlokschuppen
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Sie sind jung und sie wollen alles! Bescheidenheit überlassen Gustaf Norén und Björn Dixgård, die als Sänger, Gitarristen und Songwriter das kreative Herz von Mando Diao bilden, lieber anderen. Schon ihr Debütalbum „Bring ‘Em In“, streng genommen nur eine Zusammenstellung von Demos, bot jede Menge Anlass stolz auf sich zu sein. Gerade mal 20 Jahre alt präsentierten die Jungs aus Borlänge eine souveräne Mischung aus Sixties-Rock, Britpop und Soul, die sie 2002 in der Heimat und bald darauf auch in Japan zu Superstars avancieren ließ.
Anfang 2004 kam das Sensationsdebüt auch in Deutschland an, und den ganzen Sommer über gab es in rockigen Discos kaum einen DJ, der auf Verlangen des Publikums nicht mindestens einmal am Abend „Sheepdog“, „Paralyzed“ oder das Gänsehaut erzeugende „Mr. Moon“ auflegen musste. Und den Smasher „Motown Blood“ kennt heute dank der Werbespots für Sonys Cybershot-Kameras jedes Kind.
Wer jetzt dachte, die 1995 gegründete Band hätte mit dem Meilenstein „Bring ‘Em In“ ihr ganzes Pulver bereits verfeuert, wird mit dem in ihrer Heimat Schweden schon erschienenen Nachfolger „Hurricane Bar“ schnell eines Besseren belehrt. Das mit Produzent Richard Rainey (u.a. U2) im englischen Bath eingespielte Album ist eine prall gefüllte Wundertüte mit Melodien, wie man sie seit den Beatles nur noch ganz selten gehört hat.
Bei der Wahl aus über 60 zwischen 2002 und 2004 entstandenen Songs hat sich das inzwischen nach Stockholm übergesiedelte Quartett, das auf der Bühne noch von einem zusätzlichen Keyboarder verstärkt wird, stets für die Nummer mit dem größten Pop-Faktor entschieden, „weil Pop das ist, was eine gute Band ausmacht“, wie Gustaf erklärt. „Harte und schnelle Riffs spielen kann jede Schülerband, aber es ist die Melodie, die über die Magie eines Songs entscheidet. Ich mag auch bei Punkbands immer die poppigsten Songs am liebsten.“
Trotzdem ist „Hurricane Bar“ natürlich eine Rockplatte, nur dass hier selbst eine härtere Abgehnummer wie „Down In The Past“ so viele ergreifende Melodien und Hooks aufweist, dass andere Bands damit leicht ein komplettes Album bestreiten könnten. Das leichtfüßige „Annie’s Angle“, das veträumte „Ringing Bells“ oder die erste Single „Clean Town“ sind Ohrwürmer, die sich selbst chirurgisch nur schwer wieder aus den Gehörgängen entfernen lassen. Und auch der Rest ist so großartig, dass man sich fragt, ob das hier schon das Album des Jahres 2005 ist.
Vielleicht hätten Mando Diao mit der Veröffentlichung besser bis zum Sommer gewartet, denn das Hochgefühl, das diese Platte verströmt, will nach draußen, um die Häuser ziehen und gefeiert werden. Andererseits sollte man gerade in der dunklen, kalten Jahreszeit dankbar sein für solch einen herzerwärmenden Lichtstrahl. Und wenn die Jungs „Hurricane Bar“ live zelebrieren, ist es sowieso egal, ob es draußen gerade blitzt und donnert. Der wahre Sturm findet dann auf der Bühne statt, wo diese Jungs sich jedes Mal bis zur totalen Erschöpfung verausgaben. Da geht es um die maximale Energie und es kann im Eifer des Spektakels auch schon mal ein Ton daneben gehen. „Die besten Musiker sind wir nämlich nicht“, wie Björn einräumt. „Nur die beste Band der Welt.“
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