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Fanfare Ciocarlia | Samstag 26/02 2005 20.30 h Bielefeld, Ringlokschuppen
| vvk: 18,40 € |
FANFARE CIOCÂRLIA stammen aus dem Nordosten Rumäniens und spielen im enormen Tempo und mit einem unglaublichem Sinn für rasante Rhythmik - fernab der hierzulande existierenden Schrebergartenklischees. Ihr Repertoire besteht aus einer schier endlosen Menge an Stücken, deren Wurzeln in der Volksmusik des Landes und der Region des Balkans liegen und gleichzeitig eine Musiktradition der Roma repräsentieren. Das Vibrato der Trompeten, die mächtige Basssektion, treibende Paukenschläge, die schreienden Saxophon- und wilden Klarinettenklänge lassen uns eindringen in den Sog der langen Partys, die man in ihrer Heimat noch zu feiern versteht. Noten sind den Musikern zwischen 24 und 68 Jahren fremd - die Kunst des Musizieren wurde und wird seit ewigen Zeiten vom Vater zum Sohn weitergegeben.
Die Musik der Fanfaren - so bezeichnen die in Rumänien lebenden Roma ihre Blaskapellen, begleiten das rituelle Leben des nördlichen Teil Rumäniens. Ob Geburten, Taufen, Hochzeiten oder andere Feste - überall sind die Fanfaren fester Bestandteil. Die Musiker sind stolz auf ihr Orchester: „Wir sind eine der letzten Tzigani-Kapellen dieser Art in Rumänien, mit alter Tradition, reichem Repertoire und - wir sind die Schnellsten...!“ Sie meinen es ernst damit: hat man bei der Dorfhymne „Sîrba de la Zece Prajini“ noch die Möglichkeit, den Takt mit dem Fuß mitzuhalten, ist die Gefahr groß, bei der „Bâtuta la rÎnd“ den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es gleicht einem Wunder, wenn sich die Musikerzahl für einige Melodien reduziert und langsame Stücke erklingen, in denen filigrane Klangmuster und poetische Melodien gezaubert werden. In akrobatischer und zartfühliger Weise lassen sie uns für einige Minuten vom Sturm der Hörner verschnaufen.
Die Party, zu der Fanfare Ciocarlia Sturm bläst und damit notorisch das Publikum zum Rasen bringt, wurde verfilmt. Unter der Regie von Ralf Marschalleck / Berlin entstand das Roadmovie „Iag Bari – Brass On Fire“ im großen Kinoformat, welches den Versuch unternimmt, die aufregenden und gar so unterschiedlichen Welten zwischen dem Leben im Zigeunerdorf und den Konzertbühnen im Ausland zu beschreiben. Heute noch auf der Bauernhochzeit im Nachbardorf engagiert und morgen schon auf dem Flug nach Japan - Eindrücke aus einem Musikerleben, das sich auf eine alte Tradition stützt und nun den Hunger der wachsenden internationalen Fangemeinde nach entfesselter Blasmusik und balkanischer Atmosphäre stillt. Auch der deutsche Spielfilm hat Fanfare Ciocarlia entdeckt: Fatih Akin hat das Orchester eingeladen, in seinem neuen Film „Gegen die Wand“ aufzuspielen.
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