demnächst

Patrice

+ Jahcoustix


Donnerstag   04/12 2003   20.00 h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: 16,00
abk: 19,00



Patrice

www.patriceonline.fr.st

Es ist dieser einzigartige Gesangsstil, der einen sofort in seinen Bann zieht, wenn man zum ersten Mal die Songs des 22-jährigen Sängers, Songwriters und Produzenten Patrice hört. Dieser Gesang ist nicht nur von der Muttersprache seines Sierra Leonischen Vaters (das dort gesprochene Creolisch ist eine Art gebrochenes Englisch) beeinflusst, sondern auch von der Musik Bob Marleys und Fela Kutis. Und, obwohl Patrice ihn nicht als Einfluss nennt, beschwört sein Gesang in Text und Tonfall den Vergleich mit Bob Dylan herauf.

Mit ihrem bluesigen Sound und der rauhen akkustischen Produktion führte seine Debüt - EP "Lions" aus dem Jahr 1999 zu Vergleichen mit dem Gitarristen und Sänger Ben Harper. Auf seinem ersten Album, dem bis heute erfolgreichen "Ancient Spirits" gelang es ihm dann seinen Sound weiterzuentwickeln. Obwohl ein Hauch von Blues übrig geblieben und erstmalig Anklänge an R´n´B hörbar wurden, handelt es sich um handwerklich guten, zeitgemäßen Roots Reggae.

Sein neues Album "How Do You Call It" (VÖ:14.10.02) ist stilistisch deutlich ambitionierter und präsentiert einen Patrice, der in seinen gesamten künstlerischen Können gewachsen ist und nicht zuletzt auch die Produzentenrolle übernommen hat. Das Album, das im Wesentlichen bei einem sechswöchigen Aufenthalt in den GeeJam Studios auf Jamaika eingespielt wurde, spannt den musikalischen Bogen von akkustischem Folk und Blues bis hin zu Patrice´ einzigartiger Verschmelzung verschiedenster Reggaeelemente mit einer modernen Soulproduktion. Patrice überrascht dabei mit einer Reihe stilistisch von ihm bisher nicht gehörten Uptempo-Songs während er inhaltlich Themen anspricht, die von der Betrachtung weltpolitscher Probleme über Reflektionen zur Musik bis hin zum Beschwören der unvergleichlichen Inspiration wahrer Liebe reichen. Die Musik auf diesem Album pulsiert wie das Leben und ist sonnendurchflutet wie die Insel, auf der sie zum Großteil aufgenommen wurde. Bei drei in London produzierten Songs stand Patrice der Top-UK-Producer Cameron McVey (Massive Attack, Youssou N´Dour, Sugar Babes, Neneh Cherry) als Co-Schreiber & Produzent zu Seite.

Das Album versammelt auch eine ganze Reihe von Weltklassemusikern, die während den Aufnahmen im GeeJam Studio residierten. Neben Patrice´ Liveband "Sashamani", die von Schlagzeuger Granville Thomas geleitet wird, spielten unter anderem die Bassisten Pino Palladino (D´Angelo, George Michael, Common, Angie Stone), Glenn Browne (Fugees, Jimmy Cliff, Ziggy Marley, Bunny Wailer) und der Gitarrist Darryl Thompson (Peter Tosh, Sly & Robbie, Black Uhuru) mit.

Im letzten Jahr hat Patrice über 100 Headline Shows gespielt und war als "Special Guest" mit Manu Chao und Sly & Robbie unterwegs. Kein Wunder also, dass seine Show ein Spektakel ist, das man nur geniessen kann. Ob alleine mit seiner Gitarre auf der Bühne oder mit seiner jamaikanischen Band "Shashamani", Patrice hat auf der ganzen Welt ein Publikum mit seiner einmaligen Mischung aus Humor, Einfühlungsvermögen und B-Boy Bühnenpossen unterhalten. Sein stetig wachsender Ruf als starker Live-Act führte zu Einladungen nach Senegal, wo er eine Nacht beim Dakar 24 Festival headlinete, nach New York (Tamika Reggae Awards) und nach Kalifornien (Reggae On The River).

Wenn man "Lions" und "Ancient Spirit" als die Entwicklung eines jungen, talentierten Künstlers sieht, dann zeigt "How Do You Call It" einen immer noch jungen und talentierten, aber gereiften Künstler, der auch als Produzent überzeugt.


Support: Jahcoustix

www.jahcoustix.de

Nairobi, Kenya, 1992: Während afroamerikanische Rapper mit stereotypen Formeln a la "It´s a black thing you wouldn´t understand" einen neuen schwarzen Kulturnationalismus ausrufen und die weißen Technokids in Europa zu den brachialen Rhythmen von 808 State, Front 242 oder the Prodigy raven, entdeckt ein 14-jähriger Diplomatensohn auf den Straßen der Ostafrikanischen Metropole die Musik, die seinem Leben eine klare Richtung geben würde. Reggae. Dominik Haas ist von der positiven Lebenshaltung seiner in ärmlichster Umgebung aufwachsenden afrikanischen Mitmenschen fasziniert - und sieht sich als behüteter weißer Teenager mit manchen der Fragen konfrontiert, die ihn bis heute in seinen Songs beschäftigen: Was geht hinter der Mauer der Gewohnheiten vor? Wie lässt sich das unvermeidliche körperliche und seelische Leiden der Menschen in Mitgefühl verwandeln? Und woher kommt die Kraft, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen? Antworten findet er da vor allem in der Musik seiner afrikanischen Freunde. Mit ihnen verbringt er die schulfreien Nachmittage hinter den Kassettenständen der fliegenden Händler, wo aus verbeulten Transistorradios die spirituellen Botschaften Peter Toshs und Israel Vibration auf die Straßen schallen. Dominik fängt an Gedichte zu schreiben, Gitarre zu spielen und in der Schulband Coverversionen beliebter Pophits zu singen. Doch er kehrt immer wieder zu den karibischen Vorbildern zurück. Nicht nur, was die Musik betrifft. Inspiriert durch Reggaetexte liest er die Bibel und beschäftigt sich mit den Lehren des jamaikanischen Politpredigers Marcus Garvey. Ohne sich selbst als Rasta bezeichnen zu wollen, faszinieren ihn die humanistischen, Menschheits-umarmenden Aspekte der Rastakultur. Als er 1998 nach acht Jahren Auslandsaufenthalt in Kenia und Ägypten nach Deutschland zurückkehrt, möchte Dominik seine Erfahrungen in den Dienst einer Musik stellen, die weder Hautfarben, Genres noch ideologische Begrenzungen kennt. "Organisch-akustischer Soul-Reggae-Pop" nennt er es selbst.

Neben seiner Ausbildung fabriziert er Demos und singt als Background-Vokalist bei den Münchner Reggae-Bands Headcornerstone und Dubios Neighbourhood. Letztere machen ihn wenig später zum Frontmann. Schließlich strahlt der sprachgewandte Sänger nicht nur jede Menge Sendungsbewusstsein aus, Dominik Haas schreibt auch Songs, die über jeden Verdacht eines nur jamaikanischen Plagiats erhaben sind. Mit Dubios Neighbourhood absolviert er zahlreiche Live Auftritte, ihr im Sommer 2003 erscheinendes Debut-Album "Souljahstice" bereichert die florierende deutschen Reggaeszene um ein entspanntes Münchner Dub-Flair.

Parallel dazu arbeitet Dominik als "Jahcoustix" an einer Solokarriere, die ihm erlaubt, seine Ideen abseits aller Genre Zwänge umzusetzen. Hier soll seine soulfule Stimme im Vordergrund stehen, ordnen sich die Songs seinem persönlichen Temperament unter. Ben Harper oder Finley Quaye zitiert der Sänger als Bezugsgrößen - auf keinen Fall jedoch möchte er sich "eine musikalische Uniform anlegen". Was das für sein Songwriting bedeutet? "Wenn man im Schatten von etwas steht" sagt Dominik, der als Jahcoustix bereits mit Patrice und India.Arie die Bühne teilte, " dann kann man kein Licht für sich sein",. Und bezieht das Sprichwort sowohl auf seinen Begriff von Religion als auch den Versuch, erfolgreiche Rezepte alternativer Popstars einfach zu übernehmen. Es ist eine dreckige und organische Herangehensweise, die seine Songs prägen - vom Zeitgeist allerdings bleiben sie angenehm unbeleckt.So manche Melodie könnte wohl genauso gut einem amerikanischen Folksong aus den50er Jahren, dem Südstaaten-Soul der 60er Jahre, oder dem Roots-Reggae aus den 70ern entstammen. Will heißen: Dominik Haas schreibt traditionelle Songs im besten Sinne des Wortes.

In" City Vibes" greift er das klassische Motiv des "concrete jungle" auf, eine Metapher für "das prädestinierte Leben in dieser Gesellschaft". Er wolle, so Haas, mit seinen Songs ein Zeichen setzen gegen die "Hoffnungslosigkeit, die sich in meiner Generation ausbreitet". Statt seine Vorstellungskraft für die Suche nach der Wahrheit zu nutzen würden zu viele Energien von der Angst gebunden, alles zu verlieren: "Uprise And Shine" heißt die musikalische Antwort von Jahcoustix. Nein, hier geht es nicht darum, die Welt zu verändern - aber wie bringt es der Text von "This Prayer" in der Tradition Bob Marleys so schön auf den Punkt: "A chapter a day/ will keep the devil away..."

Jonathan Fischer

 
Patrice