demnächst

Moloko

+ Gus Gus


Mittwoch   19/11 2003   20.00 h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: 24,00



Moloko

“... Nothing can come close/To this familiar feeling

... I never doubted it/What´s for you will not pass you by . . .”

Familiar Feeling, Moloko

Wahre Worte aus dem Munde der unglaublich charismatischen, mit einer unverwechselbaren Stimme gesegneten Club-Queen Roisin Murphy. Doch neben eben jenen typischen, unverwechselbaren Moloko-Melodielinien wissen auch die immer wieder innovativen und zugleich eingängigen Beats des Songwriters Mark Brydon zu begeistern. Nächstes Frühjahr wird also kaum ein Medienkonsument an Moloko vorbeikommen... Klingen uns doch noch die hormonbeflügelnden Gassenhauer der letzten Jahre (wie „Fun For Me“, „Sing It Back“ oder „The Time Is Now“) in den Ohren, so wird sich „Familiar Feeling“ Ende nächsten Jahres ohne Probleme in diese Hit-Auflistung einreihen können...

Doch wie begann eigentlich die Erfolgsgeschichte dieses charakterlich und musikalisch sich so wunderbar ergänzenden Duos? Wie so manch eine schicksalsträchtige Verbindung sollte auch diese auf einer Party ihren Anfang finden. Und mit der erfrischend unverblümten Frage einer jungen Irin (Roisin Murphy) an einen damals schon äußerst erfolgreichen, aber eher nüchternen Produzenten und Remixer (Mark Brydon) „Do You Like My Tight Sweater?” sollte im Jahre 1996 mitten in Sheffield Pop-Geschichte geschrieben werden. Die deckungsgleiche Vorstellung, was die drei Stützpfeiler der musikalischen Weiterentwicklung betraf, sollte denn auch für ihren sich kontinuierlich steigernden Bekanntheitsgrad sorgen: Zum einen Perfektion in der Soundqualität sowohl im Studio als auch live, des weiteren das starke Bedürfnis, die oftmals in der elektronischen Musik zu nüchtern gehaltenen Beats durch einen intensiven Live-Gefühl-Ansatz zum Leben zu erwecken als auch -last but not least – die ungeheure Experimentierfreude, mit der jedes neue Werk angegangen werden sollte. Ausgiebiges Touren in UK festigten ihren Status als äußerst ernstzunehmendes junges Duo und so entstand 1998 das zweite Album „I Am Not A Doctor“ als herausragendes Beispiel, wie sehr man sich durch zwar großartige, jedoch nicht leicht zu verdauende musikalische Experimentierfreude dem Massenpublikum gegenüber verschließen kann. Bis heute als Meisterwerk abgefeiert, war es dennoch eher ein Album für die Musiker selbst, denn für das Publikum. "We were making music for us, we were creating the sounds that only we wanted to hear," so Roisin selbstkritisch über diese Phase. Doch mit der Single „Sing It Back“ sollte der Sternenregen des Erfolges unausweichlich seinen Initialfunken bekommen: Kaum eine europäische Metropole, in der Theken-Ladies nicht zu diesen Rhythmen hüftschwingend ihre Cocktails zusammenbrauten, oder in der verschwitzte Clubber ihren Nachhauseweg durch das Morgengrauen mit diesem Chorus auf den Lippen antraten. Die entscheidende Konsequenz des Erfolges war für Moloko, dass sie begannen, sich weniger introspektiv ins Songwriting zu stürzen, sondern mehr und mehr den Kontakt zum Publikum zu suchen.

Das dritte Album „Things to Make and Do“ (2000) hatte so vor allem eine Überraschung parat: Erstmals wurden Live-Instrumente eingesetzt! Paul Slowley (Schlagzeug) und Eddie Stevens (Keyboards), die diverse Bands bereits auf deren Touren (neben Moloko auch u.a. Garbage, Pulp) unterstützt haben, sind nun ein fester Bestandteil von Moloko. Dies ermöglichte Mark Brydon, seinen signifikanten gefühlvollen Elektonik-Stil noch facettenreicher zu gestalten, als man dies von den beiden Vorgängeralben ohnehin schon gewohnt war. Gerade die Hymne „The Time Is Now“ vermittelte dieses besondere „Live-Gefühl“, lies die Band in persönlichere, individuellere Gefilde vordringen. Dank der perfekt funktionierenden Synthese aus Brydon´s enormen Produktionsfertigkeiten und Murphys meisterhafter Poesiekunst konnte die Bandbreite der dargestellten Emotionen erweitert werden. So verwundert es auch nicht weiter, dass „Things to Make and Do“ in UK mit Platin ausgezeichnet wurde.

2001 brachte “All Back to the Mine”. Ein Doppel-Album voller rarer und superber Remixe, welche die nie in Vergessenheit geratene Underground-Credibility von Moloko darstellte. Das folgende Jahr sollte Mark und Roisin vor einige Entscheidungen stellen. So beschlossen sie nicht nur, ihren Wohnsitz von Sheffield nach London zu verlegen (inkl. ihr Sheffielder Studio ab- und in West London neu aufzubauen), sondern gaben auch dem natürlichen Prozess nach, die persönliche Beziehung zueinander von einer Partnerschaft in eine Arbeitsgemeinschaft und Freundschaft zu verwandeln. Und es spricht für beider Professionalität, dass ihre persönliche Trennung nicht das Ende Molokos bedeutete... Des weiteren konnte Roisin ihren Status als Stil-Ikone ausbauen und zählt mittlerweile in dem Inselstaat als wahrer Star. Die wunderbare Zusammenarbeit mit Elaine Constantine, eine der derzeit angesagtesten UK-Photographinnen, welche nicht nur für das Cover zu „I Am Not A Doctor“, sondern auch für das Video zu „Familar Feeling“ verantwortlich ist, hat dazu sicherlich ihren Teil beigetragen. Womit wir schlussendlich in der Gegenwart angekommen wären: „Statues“. Gigantisch. Mit diesem Werk, in dem die Erfahrungen von mittlerweile vier Alben eingefangen und umgesetzte wurden, darf ohne Zweifel ein weiteres Mal Popgeschichte erwartet werden. Eine Zeitreise durch die unterschiedlichsten Elektronik-Epochen (wie in „Cannot Contain“, in dem die Vergangenheit entfaltet wird, um harmonisch in die gegenwärtigen Beats zu schmelzen) ist hier ebenso vertreten wie die brasilianische Rhythmen, welche die erste Single „Familiar Feeling“ zu einem wahren Crescendo der heißblütigen und zugleich nordisch kühlen, fast schon abgeklärt erzählten Emotionen, treiben. Moloko nutzten beim Songwriting die unterschiedlichsten Talente aller Beteiligten: So arrangierte Eddie Stevens die Musik für das 35-köpfige Streicher-Ensemble und Paul Slowly spielte alle Percussions (im Gegensatz zu den sonst in der Pop-, bzw. Dancemusik üblichen Prozedur, die Beats elektronisch erklingen zu lassen) live ein. Produziert und arrangiert wurde das Gesamtwerk natürlich von Mastermind Mark Brydon. Ganz zu schweigen von der wieder einmal phänomenal filigranen und zugleich kraftvollen Sangeskunst Roisins´, deren Möglichkeiten von einschmeichelndem, katzenartigem Schnurren über die klassische Soul Mama – Stimme bis hin zu kristallklaren Höhen alles zu bieten hat, was dem Hörer Gänsehautschauer über den Rücken jagen könnte. Die Conclusio liegt spätestens nach dem Hören des gesamten Albums schimmernd und glitzernd wie ein Morgentautropfen auf der Hand: Passendere Worte zu „Statues“, denn die folgenden, welche Roisin Murphy im abschließenden, epochalen Track „Over And Over“ gefunden hat, werden kaum zu formulieren sein:

“No, I won´t interfere / I´m the only sound you´ll ever need to hear / Listen to my breath so near / Allow me to be every noise in your ear.”

In diesem Sinne: Let the music play...

- Roisin Murphy – Vocals

- Mark Brydon - Producer, Arranger

- Paul Slowly – Drums

- Eddie Stevens - Keyboard


Support: Gus Gus

Wer in seiner Freizeit zu Seminaren über Oberlippenbartpflege geht und einen „Tom Selleck Wettbewerb" ins Leben ruft, bei dem muss man sich nicht wundern, wenn er auch musikalisch immer wieder überrascht. Und so gelingt es Gus Gus, auch auf ihrem nunmehr vierten Album eine neue Richtung einzuschlagen, ohne dabei den für sie typischen Sound vermissen zu lassen - und der ist sexy, cool und einzigartig!

„Attention" ist ein Album, das sich nicht beim ersten Hören erschliesst. Nicht wirklich House und nicht wirklich Elektro, kann man sich seinem unwiderstehlichen Groove, seinen subtilen Melodien und seinen eindringlichen Vocals dennoch nur schwer entziehen. Von den pulsierenden Basslines und wahnsinnigen Gitarren des Openers „Unnecessary" über die sanfte Atmossphäre von „Desire" und „Detention" bis hin zum Acid-House-Chaos von „I.E.E." und „You Are Mine" - die Grenzen von Techno, House, Disco und Ambient verschmelzen zu einem Funkpunkpostdiskolight - and it´s shining bright!

Alles begann 1995 mit einem Filmprojekt über die freie Liebe und Partnertausch in Reykjavik. Die Crew und gleichzeitig das spätere Line-Up der Band bestand aus zwei Regisseuren, einem früheren isländischen Popstar, einem Fotografen, einem Programmierer, einem Schauspieler, einem Politiker und einem DJ. Aus einer dreiwöchigen Drehpause wurde eine 10tägige Studiosession - und daraus enstand „Polydistortion", das erste GUS GUS Album.

Zwei Alben, einige Touren und einen Labelwechsel später ist aus der ursprünglich neunköpfigen Band ein vierköpfige geworden und auch musikalisch macht sich eine Veränderung bemerkbar. Wie also wurde aus GUS GUS von damals GUS GUS von heute?

Dazu BIGGI VEIRA: „Ursprünglich bestand GUS GUS aus vier Songwritern und drei Sängern, plus BUCKMASTER und ich als Produzenten und für das erste Album funktionierte das wunderbar. Es ging nicht darum eine Band darzustellen, es war ein Experiment. Unser Label 4AD bat uns, weitere Alben zu machen und so versuchten wir, zu einer richtigen Band zu werden - und das veränderte alles. Jeder hatte seine individuellen Vorstellungen davon, in welche Richtung es gehen sollte. Als diese alle gleichzeitig zu Tage traten, war das einfach zuviel. Es war offensichtlich, dass GUS GUS vereinfacht werden musste."

Die Band verkleinerte sich nach und nach, schliesslich blieben nur PRESIDENT BONGO, BIGGI VEIRA und BUCKMASTER und in dieser Formation wurde auch 2000 der Grundstein für „Attention" gelegt, bis schliesslich noch EARTH als Sängerin dazu kam. Ursprünglich die Kellnerin in dem Cafe, in dem sich die drei regelmässig trafen, beharrte sie solange auf einem Vorsingen, bis sie schliesslich zu einem DJ-Gig als MC eingeladen wurde. Als dann das Album eingespielt werden sollte, war klar, wer von nun an die Stimme von Gus Gus sein würde. BIGGI: „Die Zeit, in der Gus Gus immer mehr Mitglieder verlor, ob sie nun aus freien Stücken gingen, oder ob wir sie rausschmeissen mussten, war sehr hart. Es war wie das Ende einer Beziehung und so war es eine grosse Erleichterung für uns, als EARTH dazukam. Es kam wieder frischer Wind in die Sache und die Arbeit am Album wurde ein grosser Spass. Es war ein sehr entspannter Prozess, wir beendeten unsere Aufnahmen Ende 2001." Der Kreis schliesst sich mit einem Plattendeal mit Underwater Records, nachdem BIGGI und BUCKMASTER DARREN EMERSON, Labelchef und ehemals Underworld-Mitglied, bereits 1993 bei einem Gig in Island kennengelernt hatten.

„We are here to stay real. A lot of things have changed and changes are for good. Some may wonder what will be different and what will stay the same. People leave and others join in. Gusgus is alive.

Big Love, President Bongo"

 
Moloko



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