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ASD | Donnerstag 09/10 2003 20.00 h Bielefeld, PC 69
| vvk: 15,00 abk: 18,00 |
Wer hätte das gedacht?
Die Namen kennt man schon länger, und die Gesichter hat man auch schon des öfteren gesehen. Sie haben einen ähnlichen Weg zu dieser Platte hinter sich gebracht, nur, Afrob kommt von Süden und Samy aus dem Norden. Beide fangen klein an, in ihren Zimmern mit dem Mic in der Hand, rappen sich erst mal durch Jugendclubs und später holen sie ich als Freestyler regional einen Namen auf vielen, vielen Jams – der eine in Stuttgart, der andere in Hamburg. Die etablierten Gruppen in den beiden Städten werden bald auf die Talente aufmerksam, und so kommen die ersten Einladungen ins Haus. Freundeskreis (FK) geben den Startschuss, als sie Afrob mit auf ein Demo-Tape nehmen, und richtig öffentlich wird es, als die Massiven Töne ihn auf ihrem „Kopfnicker“-Album featuren. Es folgt eine ausgedehnte Tour und ein Live-Album mit den FK Allstars: Gentleman, Max, Sekou the Ambassador, Brooke Russell und Joy Denalane. Samy ist mit seinen Partnern Tropf und Dynamite zu dieser Zeit bereits Deluxe unterwegs, und macht Tapes, die zwar underground aber dafür verdammt weit rumgekommen sind. Bald sind die Gesichter das erste Mal auf den Musiksendern zu sehen. In den nächsten zwei Jahren gehören sie konstant zu den Most Featured in Deutschland und arbeiten an ihren eigenen Ideen.
Afrob hat bis heute zwei Alben solo rausgebracht: Das erste, „Rolle mit HipHop“, widmet sich der Rapmusik in all ihren Facetten, steigt bis auf Platz 13 der Album-Charts, und das Duett „Reimemonster“ mit Ferris MC verschwindet lange nicht mehr aus der Rotation. Als er 2001 sein zweites Album, „Made in Germany“, veröffentlicht, wagt er sich auf unbekanntes Terrain und riskiert seine kommerzielle Kompatibilität zugunsten seiner Herkunft und Jugend in Deutschland. Samy bringt mit Dynamite Deluxe zunächst eine EP und dann die LP „Deluxe Soundsystem“ auf den Markt. Mit „Samy Deluxe – das Album“ macht Samy ab 2001 solo weiter, die Single „Weck mich auf“ geht in die deutschen Top 5. Samy holt so gut wie jeden deutschen Musikpreis. Die beiden Gesichter sind nicht mehr wegzudenken.
Durch gegenseitige Features und andere gemeinsame Projekte (z. B. „Brothers Keepers“ unter anderen mit Xavier Naidoo und Torch, oder „Four Fists“ mit KC da Rookee, Flame und DJ Desue-Beat) kennen sich Afrob und Samy jetzt seit einiger Zeit. Zu der künstlerischen Achtung voreinander ist irgendwann auch persönlicher Respekt gekommen, und der Plan, zusammen eine Platte zu machen. Im Mai beginnt die schöpferische Arbeit an der LP, die mindestens zwei Leben verändern wird. Die Texte werden gemeinsam in zahllosen Sessions in wahllosen Hotelzimmern geschrieben, und gleichzeitig wird auch noch der Planet nach guter Musik abgesucht.
Zum Beispiel in den USA. DR Period, der gerade „Welcome back“ für Onyx produziert hat, gibt einen Beat mit, Jay Dee aus Detroit hat einen Track auf dem Album. Mr Man von Bush Babees komponiert einen Riddim für ASD, ein Beat ist von Diamond D, der (mit Fat Joe, Big L, O.C., Buckwild, Show & AG als DITC-Crew) schon einige Klassiker getaktet hat. Team Heet aus Philadelphia, aus dem Umfeld von The Roots, sind mit drei Stücken vertreten. Und das Glück der Tüchtigen hält weiter an: Wajeed aus Detroit, der sonst Slum Village mit Musik versorgt, hat fünfmal zugeschlagen, und bei dem Track von Kaos aus Philadelphia kann man Tracey Moore von den Jazziefatnastees auf dem Chorus hören. Vier Beats bringen sie aus Berlin mit, zwei von DJ Desue - auf dessen D-US-Kollabo-Album „Art of War“ Afrob mit Nature und Samy mit Buckshot rockt, zwei Dinger von DJ Rocky aus Berlin. Und noch mal zwei von Baby Dooks aus Kroatien. Insgesamt sind es achtzehn Tracks, zwei davon veredelt mit der Stimme von Brooke Russell. Dazu zwei Rap-Features von alten Weggefährten, Dean von den Spezializtz und D-Flame.
Inhaltlich geht es um ASD, Afrob & Samy Deluxe, mit ernsten und komischen Geschichten aus dem Leben, gesammelten Weisheiten und einer Menge guten Gründen zu feiern. Am besten die Gesichter merken.
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