"Do you like rock music?" (von DJ Killingspree)

Als ich die ersten Schritte meiner DJ-Karriere unternahm, suchte ich einen Sound, der die moderne Zeit reflektiert: Das Blut, den Schweiß, den Gestank - wenn man so will - der hood, die wir Amerika nennen. Ich habe ihn nicht gefunden.

Eine Dekade später ist dieser neue Sound geboren - eine Enzyklopädie über Liebe, Gott, den Teufel, Schmerz und Herzschmerz, eine Magna Carta des Rocks. Genau das, was ihr gerade in den Händen haltet.

In diesem Sinne: Willkommen, Freunde, hier ist der härteste Rock, den die Menschheit kennt. Hier ist "Souljacker".

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Eels sich daranmachen, eure Welt zu rocken. Im Gegenteil, sie wissen seit Jahren, was geht: Denn habt ihr nicht bereits "Beautiful Freak" geliebt und zu "Electro-Shock Blues" abgegroovt? Und hat euch "Daisies Of The Galaxy" nicht auch den Kopf weggeblasen?

Doch hier ist nun der neue Sound der Eels - "Souljacker". Und dieser Scheiß hat biblische Ausmaße.

Beim ersten Hör-Durchlauf wird "Souljacker" euch schlicht rocken und belässt es zunächst auch dabei. Das wäre ja eigentlich auch schon genug - in diesen Zeiten des "corporate-video-product-tie-in-acceptable-to-the-mall-crowd"-"Rock". Jawohl, "richtiger" Rock ist doch eigentlich schon viel mehr als man heutzutage erwarten darf...

Aber hört nochmal genauer hin: E, Butch und dieser funkiger Engländer namens John Parish haben sich aufgemacht, um richtig heftig Dampf abzulassen - HARD wie eine mysteriöse Trompete, die einen mächtigen Sturm aus dem Rockland rüberbläst. HARD wie ein "Rock", der unter der heißen Wüstensonne gebraten wird. HARD wie das Herz eines Teenagers, der sich irgendwo in der Öde des Niemandsland gefangen fühlt.

John Parish, ein "korrekter" Engländer im besten Sinne, der weiß, wie man rockt, traf den Eels-Chef E bei Aufnahmen zur britischen TV-Show "Top Of The Pops." Die beiden Musiker trafen sich danach weiter - wann immer sie in der gleichen Stadt waren. Und sie entdeckten schnell ihre gemeinsame Liebe zu Croquet und Rock - die schließlich einen Großteil des Album zur Folge hatte, das ihr nun in den Händen haltet. Eine Beziehung, deren zufälliger Ausgangspunkt, nämlich "Top Of The Pops", hält, was er verspricht, oder was meint ihr?

Es war ein lebenslanger Traum der Eels-Boys, Koool G Murder in einem Projekt dabei zu haben. Und dieser Traum wurde mit dem aktuellen Werk wahr: Mr. Murder rockt den Bass und die Keyboards auf mehreren "Souljacker"-Tracks. Und auch der legendäre Gitarrist Joe Gore schaut bei den Songs "Bus Stop Boxer" und dem fetten "What Is This Note?" auf einen Sprung vorbei. Und ist es nicht der alte Kumpel Adam, den ich auf "Souljacker Part I" höre?

Dwight Devil programmierte einiges abgefahrenes Zeugs, das die Kids einige Wochen vor den Geschäften verharren lassen wird, bis das Album endlich erscheint. Drummer Butch, vielen schlicht als der beste Live-Drummer der Welt bekannt, macht sein gewohntes Ding - he kicks his usual ass.

Und da ist natürlich auch noch der Singer/Songwriter/Multi-Instrumentalist E (aka Mark Oliver Everett). Wer er ist? Nun, ihm wurden schon alle möglichen Sachen zugeschrieben. Auf einem Message-Board wurde er mal als der "Godfather To All The Babyfreaks With Broken Hearts" bezeichnet. Fragt man E persönlich nach der Antwort, zuckt er nur mit den Achseln zucken und sagt: "I like to rock."

Das neue Album ist gewürzt mit unterschiedlichen, interessanten Charakteren: Geistern, Hexen, langhaarigen Jungs, autofahrenden Frauen und schlafenden Männern, eben mit den Menschen der Straßen, auf denen wir leben. Und alle haben sie ihre Geschichte. Wie beispielsweise in "Jungle Telegraph". In weniger als drei Minuten und vierzig Sekunden hören wir die Geschichte eines Mannes, der während eines fürchterlichen Sturms geboren wurde, zu einem Teenager-Stricher heranwächst, in Notwehr einen Mann erschießt und in den Dschungel Afrikas flieht, um den Rest seiner Tage in einem Baum zu leben. Was geht da draußen vor?

Oder habt ihr schon "Fresh Feeling" gehört? Man, ich liebe diesen Scheiß! Da hört man doch tatsächlich einen Streicher-Sample aus "Selective Memory" aus "Daisies Of The Galaxy"! Und es ist nicht das erste Mal, dass sich die Eels selbst sampeln. Damals, 1998, machten sie mich fast wahnsinnig, als sie den Backing-Track ihres alten Songs "Dogs Life" nahmen, ihn rückwärts abspielten und daraus den neuen Track "Efil´s God" kreierten (aus "Electro-Shock Blues").

Oder wie wär´s mit "Bus Stop Boxer". Allerdings, dieser Tune ist wirklich nichts für schwache Herzen!

Und dann gibt es da noch diese kleine, feine Nummer "Souljacker Part I". Warnung: Entfernt alle scharfen, spitzen Dinge aus dem Raum, bevor ihr diesen Track spielt. Denn dieser Song bringt euch an das rockige Ende des Spektrums!

Und, Ladys, keine Angst. Es gibt natürlich auch einige zärtlichere Momente. Zum Beispiel, wenn E in "What Is This Note?" seiner Angebeteten eröffnet, wie glücklich sie ihn macht. Oder aber "World Of Shit" und natürlich auf "Fresh Feeling". Besser, ihr habt auf dieser Party ein Taschentuch dabei...

Wenn dann alles gehört ist, bin ich wirklich erschöpft. Ich schalte die Stereoanlage aus und setze mich auf die Couch. Ich habe kaum noch Energie, aber es gibt trotzdem eine Sache, die ich noch tun muss: diesen Eels danken!

Ich danke euch, Eels! Dank dafür, dass ihr meine "motherfucking" Welt rockt. (DJ Killingspree - Brooklyn, NY, im Mai 2001)

"Es gibt englische Bands und es gibt amerikanische Bands. Mit dem funkigen Engländer namens John Parish in unserer Band, sind wir zur Weltband geworden. Wir sind die Welt. Und die Welt rockt!" (E im Mai 2001)

Einige Eels-Facts:

Album: Souljacker

Besetzung:

E (aka Mark Oliver Everett): Vocals, Gitarre, Mellotron, Clavinet, Piano, Bariton-Gitarre, Wurlitzer, etc.

Butch: Drums & Percussion

John Parish: Gitarre, Drums, Percussion, Stylophone, Keyboards, Melodica, etc.

Koool G Murder: Bass, Synthesizer, Clavinet.

Joe Gore: Gitarre

Produziert von E & John Parish (4 Songs von E im Alleingang)