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Kuhn null/eins | Sonntag 28/10 2001 20:00 Uhr Bielefeld, PC 69
| vvk: 32,-- abk: 38,-- |
7 lange Jahre führte uns Dieter Thomas Kuhn zur Liebe zurück. 7 lange Jahre voller Gefühl. Und dann kam der Abschied. Hunderttausende von Fans konnten es kaum glauben, aber es führte kein Weg zurück - die Show war zu Ende. Auf dem Höhepunkt der Dietermania landete das Glitzerkostüm im Schrank, das Brusthaartoupet auf dem Sondermüll. Doch jetzt ist er wieder da, und er singt wieder. KUHN ist zurück! Und mit ihm die KUHN-Band, bestehend aus Philipp Feldtkeller, Frank Stoeger, Joachim Schaitel, Reverend sowie Raimund Göggel und Mark Lorenz.
Ein Abschied ist nun mal ein Abschied, und die alten Zeiten sind vorbei. Das soll und kann nicht heißen, dass die KUHNs sich von alten Zeiten ‚distanzieren‘. Wer würde sich auch von einer rauschenden Party, die er genossen hat, ‚distanzieren‘? Und doch wurde es Zeit, etwas Neues zu machen. So macht KUHN nun einfach neue Musik. Diesmal ohne Ironie und Verstellung, aber mit derselben Freude, demselben Spaß und derselben Leidenschaft. Der Weg vom deutschen Schlager zur guten deutschen Popmusik ist schließlich auch gar nicht weit. „Wir wollen immer noch Entertainment und Spaß an die Leute bringen," so Thomas Kuhn. „Auch wenn die Musik ein bißchen ernster ist, steht die gute Unterhaltung nach wie vor im Vordergrund."
Zwei Jahre hatte sich Thomas KUHN mit seiner Band in einem Hamburger Studio eingemauert und nur den Pizzaservice an sich herangelassen. Sie experimentierten, probierten, testeten, bastelten, spielten... - und hatten keinen blassen Schimmer, was passieren würde. Alles war möglich, alles offen. KUHN und Band gingen die Sache entspannt an: Bloß kein CAD-designtes Show- und Soundkonzept mit Zielgruppenanalyse und Marktkompatibilität! Nein, ganz ruhig sollte es sein, mit Herz und von Herzen, die alten Fans nicht enttäuschen und trotzdem eigene Wege gehen. Man ließ sich Zeit, und das war auch gut so. Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen und hören lassen: 14 Songs, die Herz, Hirn und Bauch gleichermaßen ansprechen.
So entspannt wie die KUHNs die Sache angingen, klingt auch die Musik: relaxt, sympathisch, unaufgeregt, unprätentiös. Deutscher Pop ohne Hamburger Schule, Mannheimer Söhne oder Münchner Freiheit etc pp., aber natürlich mit viel Gefühl und großem Engagement. Da gibt es wundervolle, gefühlsechte Balladen wie Diamant, Melanie und Wenn Du gehst, die einen KUHN zeigen, der irgendwie ganz anders ist, den man aber trotzdem seit etlichen Jahren zu kennen glaubt. Da gibt es andererseits wunderschön dahingleitende Popsongs wie Jeder neue Tag oder Texas und rockende Abgeh-Tracks wie die erste Single Uns kommt der Tag entgegen. Und alle diese Songs kehren eigentlich nur den KUHN heraus, der auch vorher schon da war.
Wer sich auf die Texte konzentriert, hört wohltuende, sehr gelungene deutsche Lyrics: Unauf- aber eindringlich, und dies nicht nur, weil sie gut geschrieben sind, sondern auch weil sie gut gesungen sind - eben typisch KUHN-isch. Die Worte fließen mit der Musik, man kann hinhören, aber man wird nicht dazu gezwungen. Und wenn man es tut, gehen sie nicht einfach so an einem vorüber.
Das Songmaterial wurde KUHN von Komponisten auf den Leib geschrieben, mit denen ihn zum größten Teil Freundschaft und Kameradschaft verbinden. So finden sich im Composer-Line-Up u.a. Niels Frevert (Nationalgalerie), Basti (Sils Maria), Lukas Hilbert (Maffay, Roh), Frank Ramond und Michel Van Dyke. Die verträumte Ballade Meer stammt von Reverend, und mit Scheinwerfer aus findet man sogar ein verdammt gut gemachtes Wallflower-Cover auf dem Album, zu dem Niels Frevert wiederum den deutschen Text schrieb.
Nein, die Welt ist nicht untergegangen seit dem August 1999, als Dieter Thomas Kuhn nach 600 Konzerten mit mehr als 1 Million Fans, 4 Alben, davon 2 mit Gold ausgezeichnet, über 700.000 verkauften Tonträgern, einer Goldsingle, einem Echo-Award und unzähligen weiteren Preisen seinen Abschied nahm. Im Gegenteil, eine Sonne geht auf und präsentiert einen frischen, optimistischen und ungebrochen leidenschaftlichen KUHN, der mit seiner (gleichgebliebenen) Stimme, seinem (gleichgebliebenen) Charme und seiner (gleichgeblienenen) Liebe zur Musik und seinem Publikum auf die Bühne stürmt und vielleicht noch die eine andere Schlagernummer aus früheren Tagen anstimmen wird...
© WEA Records - Peter Puck / tbe
Hamburg, im Juli 2001
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