demnächst

Die Toten Hosen

+ Ohrbooten


Sonntag   09/11 2008   20.00 h
Bielefeld, Ringlokschuppen
vvk: Ausverkauft!



Die Toten Hosen

www.dth.de

„MACHMALAUTER“-TOUR: Warmup-Gig von Die Toten Hosen. Bevor es nach der Bandpause wieder in die großen Hallen geht, laufen sich die Hosen in Bielefeld warm. Der Warmup-Gig findet am 9. November im Ringlokschuppen statt. Damit die Band nachher nicht ganz alleine in Ostwestfalen strandet, sind die Ohrbooten als Supportband mit dabei.

„In aller Stille“

„Wir schwitzen Lärm aus uns heraus

Und jeder Ton frisst euch mit auf

Und alles steht unter Strom

Vom ersten bis zum letzten Ton“

(Die Toten Hosen: „Strom“)

Die Toten Hosen haben seit ihrem 1983 erschienenen Debütalbum über 22 Millionen Platten verkauft. Das sind so viele Platten, dass man ohne weiteres sagen kann, dass sie eine der größten deutschsprachigen Rockbands der Gegenwart sind, wenn nicht sogar die größte. Wenn sich eine solche Band erstmals in 26 Jahren eine dreijährige Bandpause gönnt, sind die Erwartungen natürlich riesig, nicht zuletzt bei der Band selbst. Insgesamt ist „In aller Stille“ zwar schon der 19. Longplayer der Toten Hosen, doch wohl noch nie lag der Energiepegel so hoch wie in den vergangenen Monaten, sei es im Proberaum oder im Tonstudio. Die Band brannte vor Spielfreude – was sie im Sommer bereits beim Live-Comeback bei „Rock am Ring“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat – und dieses Gefühl spiegelt sich auch auf der neuen Platte wider. „In aller Stille“ ist das Werk von gereiften, lange unterschätzten Musikern und einem Sänger und Texter auf der Höhe seiner Schaffenskraft.

Wenn man die Musiker selbst fragt, welches ihre drei wichtigsten Studioalben sind, landet man immer wieder bei „Ein kleines bisschen Horrorschau“ (1988), „Opium fürs Volk“ (1996) und „Auswärtsspiel“ (2002). Der kommerzielle Erfolg, der Ende der 80er Jahre mit dem Hit „Hier kommt Alex“ Einzug gehalten hatte, hielt aber auch beim letzten Longplayer „Zurück zum Glück“ an. Allein in den ersten Wochen im Oktober 2004 verkauften sich über 200.000 Exemplare. Zum sechsten Mal hintereinander schaffte ein Studioalbum der Toten Hosen den Sprung auf Platz eins der Charts. Die neue Platte „In aller Stille“ klingt etwas dunkler, druckvoller als der Vorgänger; die Texte sind größtenteils ernster, manchmal fast etwas depressiv. Campino, der auch schon mal zum Songschreiben ins Kloster zieht, verwendet in seinen Texten viele christliche Anspielungen und Metaphern. Es geht wieder einmal um alles, es geht um Leben und Tod. Er sagt: „Ich stelle fest, dass es relativ wenige Schenkelklopfer und Kalauer auf dieser Platte gibt. Das war am Ende eine bewusste Entscheidung. Wenn du wochenlang über Textzeilen grübelst und ernste Sachen raushaust, kann es passieren, dass du abends auch mal albern wirst. Wir haben solche Nummern dann auch aufgenommen. Es schien uns aber nicht richtig, die Platte damit zu verwässern.“ Letztendlich ist „In aller Stille“ die erste Platte seit dem Konzeptalbum „Ein kleines bisschen Horrorschau“, die ohne einen Ausflug ins Humoristische auskommt.

Bei aller Ernsthaftigkeit hat sich natürlich nichts Grundlegendes geändert: Die Hosen sind die Hosen sind die Hosen, auch wenn sie bei manchem Stück Linkin Park näher sind als The Clash oder ein Songtitel wie „Die letzte Schlacht“ reflexartig an Ton Steine Scherben erinnert. Beim letzten Mal entwickelten Stücke wie „Alles wird vorübergehen“ und „Freunde“ ein Eigenleben, wurden live zu großen Hits. Diesmal haben Ohrwürmer wie „Innen ist alles neu“, „Teil von mir“ oder „Ertrinken“ wohl die größten Chancen, um auf der „Machmalauter“-Tour 2008/09 ordentlich abzuräumen. Die neue Platte hält außerdem eine längst überfällige Premiere bereit: Campino singt zum ersten Mal auf einem Studioalbum ein Duett, zusammen mit Birgit Minichmayr. Kennen gelernt hat er die österreichische Schauspielerin im Jahr 2006, als er mit ihr in Berlin unter Klaus Maria Brandauer in der „Dreigroschenoper“ spielte. Das gemeinsame Lied „Auflösen“ ist mit Sicherheit eine der außergewöhnlichsten Nummern auf „In aller Stille“. Campino sagt: „Ich mochte immer die Nummern von Johnny Cash und June Carter oder auch „Where The Wild Roses Grow“ von Nick Cave und Kylie Minogue. Ich hatte aber vorher weder die richtigen Worte für solch ein Lied, noch die richtige Partnerin. Als ich Birgit bei den Proben im Theater kennen lernte, wurde mir relativ schnell klar, dass sie über die Stimme verfügte, nach der ich immer gesucht hatte.“ Das Thema der Platte ist und bleibt aber – abseits solcher Glanzstücke – ohne Frage: ENERGIE. Der ungebremste Energiefluss steckt unüberhörbar in der ersten Single „Strom“, findet sich aber auch in einem Stück wie „Disco“ wieder. Wenn es irgendwann ein drittes Best-of-Album der Toten Hosen geben sollte (bereits 1993 erschien „Reich & Sexy“, 2002 folgte „Reich & Sexy II – Die fetten Jahre“), werden es mit Sicherheit viele Songs aus der aktuellen Periode in die Endauswahl schaffen.

Das Warten hat sich also gelohnt: Die Toten Hosen knüpfen mit ihrem neuen Album an die stärksten Momente ihrer Bandgeschichte an. Die Platte „In aller Stille“ vereinigt alles, was die Toten Hosen nach all den Jahren ausmacht. Die Arrangements sind vielschichtiger als in grauer Vorzeit, wenn man so will: moderner. Bereits mit ihrer „Unplugged“-Platte „Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater“ hatten Campino, Kuddel, Andi, Breiti und Vom nachgewiesen, dass sie auch ohne massive Verstärkerwände und elektrische Gitarren ihren Mann stehen können. Die neue Platte liest sich wie eine Zwischenbilanz und hat eine ernste Wucht, die sich nicht allein aus der musikalischen Vergangenheit erschließt. Wer die Toten Hosen kennt, weiß: Die zentralen Aussagen ihrer Lieder sind keine Worthülsen und auf „In aller Stille“ werden sie bretthart rausgehauen.

Was aber nach all der konzentrierten Studioarbeit – die Toten Hosen arbeiteten über ein Jahr an „In aller Stille“ – auch ganz klar ist: Konzerte zu spielen ist nach wie vor das Herzstück der Band. Ende November 2008 startet die „Machmalauter“-Tournee. Wie lange es mit den Toten Hosen weitergeht, kann und will keiner sagen. Die Bandmitglieder ziehen sich wie gewohnt auf die Fußballersprache zurück und denken „von Tournee zu Tournee“. Wer aber genau hinhört, findet auf der ersten Single „Strom“ ein großes Versprechen an die Fan-Gemeinde:

„Dieses Lied hier ist unser Werk und

Es ist geschrieben mit unserem Blut

Wir bluten und wir hörn nicht auf bis

Dass der allerletzte Tropfen kommt“

The story continues… Macht lauter!


Support: Ohrbooten

www.ohrbooten.de

www.myspace.com/ohrbooten

Eins ist schon mal klar, wir sitzen alle in einem Boot. Man kann es auch Raumschiff Erde nennen. Dieses Boot hält grad einen ziemlich zweifelhaften Kurs, es herrscht allgemeine Verwirrung, nicht nur sprachlicher Natur; Türme werden gebaut und zerfallen zu Asche; statt sich um wesentliche Dinge zu kümmern, wird um´s goldene Kalb getanzt. „Babylon bei Boot“ nennen die Ohrbooten ihr zweites Album, das erinnert an Bob Marley and the Wailers, deren Boot hatte allerdings Räder. Was diese Band (und eigentlich alle Menschen) verbindet, ist ihr Spaß an positiven Vibrationen, guter Laune und toller Musik.

„Babylon bei Boot“ spült sonnenwarme Wellen in die Hörkanäle, sie dringen zu den Ohren ein, durchfluten Hirn, Bauch und Herz, schwappen in die Füße und fließen als Schweiß zu den Poren wieder ´raus. Reggae, Hip Hop, Funk, Dancehall, Weltmusik, Rock und Pop transportieren Bootschaften von einem Leben, in dem jeder gerne spritzige Parties feiern kann, doch dabei soll er bitte den Kopf über Wasser, und Augen sowie Ohren offen halten. Das paritätisch besetzte Quartett (zwei Ossis, zwei Wessis) nennt seine Genre-Grenzen überschreitenden Lieder Gyp Hop. Abgeleitet von Gypsies, also Reisenden, die sich auf dem gesamten Globus (am liebsten unter freiem Himmel) tummeln. Hop dagegen steht für Städte, Straßen, Clubs und Kultur, mithin das urbane Element dieser kosmopolitischen Klänge.

„Hier ist die Crew born auf dem Bordstein / und hast du Bock mit uns an Bord zu sein / dann laden wir dich und dein ganzes Dorf ein“ (aus: „Babylon By Boot“)

Der Reigen neuer Ohrbooten-Schallwellen ist so vielfältig wie vielschichtig. „Beweg Dich“ etwa kommt orientalisch daher, sein Titel ist durchaus ernst zu nehmen, Tanzen zählt schließlich zu den obersten Gebooten der Berliner. Das Gleiche gilt für den Song „Man lebt nur einmal“. Genieß das Leben! - so lautet ein weiteres Geboot - am besten mit diesem Reggae-Groove. „Alle gegen Alle“ ist eine Ode gegen die Ellenbogengesellschaft, musikalisch in Dancehall-Form gegossen. „Number One“ entpuppt sich als purer Pop, während die Ballade „Zehn kleine Menschlein“ textlich ein stilles Wasser ist, an dessen Grund Religionskritik und Spiritualität schlummern. Ein weiteres Highlight ist „Keine Panik“, ein Reggae Tune, wo Culcha Candela-Vokalist Johnny Strange wie schon auf dem letzten Album mit im Boot ist.

„All unsere Vorfahren gingen übern Jordan / und da haben sie festgestellt / Gott ist eigentlich Liebe die jeder Mensch enthält“ (aus: „Zehn kleine Menschlein“)

„Erstmal kommt die Spielfreude, der Spaß am Klang und das Erleben von einem gemeinsamen Konzert. Es geht für uns darum, unsere Gedanken zu teilen und zu kommunizieren, um Energieaustausch und darum, einen Moment zu kreieren, den alle Beteiligten nie mehr vergessen“, so Frontmann und Cheftexter Ben zu der Hauptantriebskraft der Ohrbooten.

Die Ohrbooten gibt es so, wie wir sie hier haben, seit Oktober 2003. Halbgrieche Ben lernte erst Bass und Texten und dann Matze kennen. Matze besaß schon eine Gitarre und so gingen die drei, Matze, Ben und die E-Gitarre, fünf Jahre auf Tour durch die Fußgängerzonen der Republik. Mucke machen für kleines Geld und ein paar Verfahren wegen Ruhestörung.

Irgendwann trafen die Herren auf Onkel. Der Junge sollte Schlagzeug lernen, spielte aber bereits Klavier und besaß ein scheues Xylophon. Er hatte bei Death Metal- und Techno-Bands gewohnt, kannte alle gängigen Gesichtstätowierten der Stadt, hatte aber noch nie junge Frauen tanzen gesehen. Die Ohrbooten versprachen Onkel, genau dieses zu ermöglichen.

Dann kam Noodt, er kam aus Hamburg, sang Klavier und spielte Sopran, geriet aber irgendwann mal auf die schiefe Bahn, sprich in Jazzkreise. Noch später musste er sich als Kirchenorganist mit dem Dauerhall großer Räume herumschlagen und ging schließlich zum Theater. Hier trafen ihn die drei Ohrbooten beim Wischen der Bretter, die die Welt bedeuten. Sie adoptieren Noodt und beschlossen fortan, die Ohrbooten sollen es mal besser haben, als die Vier.

Mitte 2005 hieß es zunächst die erste eigene Platte namens „Spieltrieb“ rausbringen, in deren Gefolge die Band fast zwei Jahre nonstop auf Tournee war. Über 200 Konzerte kamen zusammen, so gross war die Nachfrage. In ihrer Heimatstadt Berlin gehören ausverkaufte Hallen mit mehren tausend begeisterten Zuschauern schon zum Alltag und auch im Rest der Republik erspielte sich die Band bereits mehr als den Status eines Geheimtipps.

Zu einem der Highlights im Jahr 2006 gehörte für die Ohrbooten die Auszeichnung mit dem deutschen Weltmusikpreises „RUTH" in der Kategorie „Newcomer". Die Preisverleihung erfolgte beim „TFF. Rudolstadt“, dem größten Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands, welches jedes Jahr über 60.000 Besucher in seinen Bann zieht. "Eine solch hoffnungsvolle Mischung aus deutschen Landen frisch auf den Tisch (besser: in die Ohren) der Jury hat es lange nicht gegeben. So wenig ‚Asbach uralt’ ist diese Musik, dass sie unbedingt eine RUTH in der Kategorie Newcomer wert ist“, meinte die Jury in schöner Einhelligkeit.

„Es war mal ein Patient der hatte ne Beschwerde / Name Planet, Nachname Erde / er lebte dekadent sein Lifestyle war voll derbe“ (aus: „Keine Panik“)

Nun also „Babylon bei Boot“. War Vorgänger „Spieltrieb“ noch live eingespielt, bedient sich die Besatzung hier, wieder mit Lotse Moses Schneider (u.a. Beatsteaks) auf der Brücke, aller Möglichkeiten, die ein Studio zur Verfügung hat. Es galt, einen Superfett-al-forno-Sound zu zaubern. Ohrale Vollbedienung war die Devise der Bootschafter des globalen Geschmacks. Die Konzerte, die die Ohrbooten bislang über Bühnen und Plätze der Republik schaukelten, haben dem Vierer hörbar Wind in die Segel geblasen. Eine ganze Armada musikalischer Ideen lässt den Hörer immer wieder neue Details entdecken. Bens Reime ergießen sich wie ein willkommener Sommerregen über die groove-geladenen Melodien, Musik und Texte passen zusammen wie Meer und Möwen. Mit „Babylon bei Boot“ laden die Ohrbooten zu einer musikalischen Spritztour ein, willkommen an Bord!

„Ach wär das salzige Blau hier direkt vor meinem Bau / das fänd ich ja super schau / dann würd ich immer an ´n Strand gehen / lässig an ´ner Palme lehnen / und Mädels unter die Röcke spähen“ (aus: „Meerchen“)

 
Die Toten Hosen


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